Foto: Ingmar Wittkau
Erstmal ist eine Jurte die Heimat deiner Sippe, deiner Horde, deiner Familie. Du baust das Zelt nicht zum Spaß, sondern als Schutz und Versammlungsraum auf. Aber die Jurte kann auch Mittel zum Zweck sein.
Der Aufbau einer Jurte ist mit wenigen Mesnchen gut zu bewerkstelligen, vor allen, wenn jeder weiß, wo er zupacken muss. Was nun macht eine ungeübte Gruppe, die zwar viele viele Hände hat, aber nicht so recht weis, wer wo anpacken soll.
Der Aufbau einer Jurte kann gut in der Erlebnispädagogik genutzt werden. Zwölf Ecken, zwölf Stangen, zwölf Seile, zwölf Heringe. Es ist Platz für jeden, der sich einbringen möchte. Unterschiedliche Fertigkeiten wie Knoten, Knüpfen, Hämmern, Denken werden verlangt. Letztendlich auch Feuermachen, Kochen und vieles mehr. Auch einfach nur dastehen und etwas festhalten kann wichtig sein.
So wird in einer Gruppe diskutiert, entschlossen, verworfen, gehandelt. Jeder packt an oder steht da. Es dauert ein Weilchen, aber es passiert auch etwas dabei. Plötzlich steht ein Dach, die Wände sind angeknüpft, das Feuer entfacht, die Suppe brodelt im Topf. Vielleicht erklingt eine Gitarre und draußen prasselt der Regen.
Die Gruppe hat sich ausprobiert und gefunden. Eine neue Aufgabe ist bewältigt und ihr habt euch eine neue Heimat erschaffen. Sicher, ohne echte Anleitung war das nicht einfach, aber es war ein Ziel, das zu schaffen war.
Viele Gruppen erleben diesen Prozess unbewußt, aber die Erfahrungen im erlebnispädagogischen Bereich zeigen immer wieder, dass der Aufbau einer Jurte auch ganz gezielt eingesetzt werden kann, um die Gruppenfindung zu fördern. Und gerade am Beginn eines Zeltlagers macht dies durchaus Sinn.
Noch intensiver wird dies auf Fahrt mit einer Kohte, die jeden Tag aufs neue aufgebaut und nach der Nacht wieder abgebaut wird. Jeder findet seinen Platz. Die Gruppe festigt sich, ein Handgriff ergibt den nächsten, Aufgaben spielen sich ein. Deine Gruppe wächst und gedeiht.