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Der Kohtenstil

Im Eisbrecher 11/August 1933 schreibt tusk (Eberhard Köbel) folgendes über die Kohte:

Wir wollen uns die Welt der Kohte reinhalten. Nicht vom gerechten Schmutz des Waldes, von Sand, Lehm und Asche, sondern von der Zivilisation. Euer ganzes Denken muß auf Kohtenfahrt der Natur zugewandt sein. Ein in der Kohte liegendes Fahrrad ist ebenso stillos wie eine Kohte, die auf einem Kasernenhof aufgestellt ist. So wollen wir auch die Inneneinrichtung nach bestimmten Gesichtspunkten gestalten und nicht immer das Praktische und Vernünftige dem Schönen und Ästhetischen voranstellen. In der Mitte wird ein Herd angelegt. Das ist nur ein Kreis von Steinen, der das Überwandern des Feuers verhindern oder erschweren soll. Er ist höchstens so groß wie das Rauchloch, das senkrecht über ihm liegt. Vom Kreuz herab hängt die Kochkette. Auf Kohtenfahrt sind Pötte mit einem Bügel denen mit zwei Henkeln vorzuziehen. Mühelos können sie jederzeit an die Kette gehängt und in ihnen gekocht werden. Tee sollte immer verfügbar sein in der Kohte.
Der Eingangsschlitz wird natürlich nicht dem Wind entgegen angelegt. Gegenüber dem Eingang wird auch oft ein kleiner Schlitz aufgeknöpft und auseinandergespannt, damit das Feuer besser zieht. Der Platz zwischen Herdkreis und Kohtentuch der Tür gegenüber heißt „puaschu". Dort werden die Vorräte, Kochgeschirre, Pötte, Pfannen zum Kochen und Backen usw. aufbewahrt. Der Boden, auf dem man sitzt und liegt, kann mit Birken-, Tannen- oder Weidenreisig bedeckt werden. Das ist dringend nötig, wenn man auf Schnee lagert. Sonst lohnt es sich nur, wenn man länger bleibt. Zwischen Tür und Feuerkreis können zwei Stollen gelegt werden, die das Sitzreisig vom Eingang abhalten. Zwischen ihnen, gerade zwischen Tür und Feuer, legt man das Brennholz. So kann man heizen, ohne die Kohte zu verlassen.
Wenn der Vorrat aufgebraucht ist, holt man neuen herein. Das Beil soll immer rechts neben der Tür liegen. Uhren, Messer und Kordeln werden am besten an die Stützstangen gehängt.

Gewöhnt euch an, nur die Sitzstellungen in der Kohle zu dulden, die wenig Platz wegnehmen. Wenn man es oft übt, ist es eine Kleinigkeit, auf den Knien zu kauern oder zu sitzen wie ein Türke. Zwanzig, vierundzwanzig Leute können dann in der Kohte ums Feuer sitzen, während mit Feuer zwölf, ohne Feuer bis zu zwanzig in ihr schlafen können.
Wache also darüber, daß die Kohte ihre eigene Welt behält! Suche den schönsten Platz! An ihm soll sie sich harmonisch in die Landschaft fügen. Dulde weder Radio noch blöde Gesinnung in ihr. Die Kohte soll euch hinausführen in die echtesten und tiefsten Gebiete und Stunden der Heimat.
Schmücke dein Heim! Schmücke deine Kohte mit einem Ornamentstreifen. Der Ornamentstreifen ist weiß und wird parallel zu den unteren Kanten im Abstand von 50 cm von ihnen auf die Außenseite des Kohtenstücks aufgenäht. Er ist 30 cm breit. Von der ganzen großen Fläche des Kohtenstücks soll nur er bemalt werden. Dies soll sachgemäß und künstlerisch einwandfrei geschehen. Es hat keinen Wert, seine Gebrauchsgegenstände mit flüchtigen schlechten Schmuckformen zu verzieren, die jedesmal das Auge beleidigen, wenn es sie sieht. Es soll auch nicht sinnlos eine Form von der anderen übertroffen werden. Daher ist der kleine 30 cm breite Streifen rings um die Kohte das einzige Feld, in dem der eigene Geschmack der Gruppe zum Ausdruck kommen soll. Als Farben dürfen verwendet werden: Schwarz, Zinnoberrot und Kobaltblau. Die vier zusammengehörigen Kohtenstücke sollen den gleichen Ornamentstreifen tragen. So lassen sie sich auch leicht wiedererkennen und finden. Nur wenige Gruppen haben einen Künstler in ihrer Reihe, der ein geschmackvolles Ornament entwerfen kann. Aber jede Gruppe wird mühelos den besten Graphiker von dj. 1.11 kennenlernen und finden können. Der klein aufgemalte Entwurf wird nun auf die richtige Größe gebracht. Dies wird am besten durch Netzvergrößerungen erreicht.
Nun werden die weißen Rohleinenstreifen aufgespannt. Das ganze Ornament wird in der richtigen Größe in Schablonen aus Karton geschnitten. Man kann entweder eine große Schablone für die rote Farbe und eine ebenso große für die blaue Farbe machen, oder aber man macht für jede einzelne Rosette und Figur eigene kleine Schablonen. Wenn die Schablonen fertig sind, greift man zur Ölfarbe. Zum Schablonieren ist ein dicker, steifer Pinsel, wie ihn die Anstreicher benützen, das beste. Er wird sehr sparsam in die Farbe getaucht und sehr gut abgestreift. Der häufigste Fehler ist, daß die Farbe zu dick, wie bei einem Ölgemälde, aufgetragen wird. So dick aufgetragene Farbe hat keine Leuchtkraft und bricht beim Gebrauch des Kohtenstücks wie Siegellack. Die weiße Grundfarbe des Rohleinen muß immer durchschimmern. Selbstverständlich ist, daß beim Malen die Schablone ganz fest an den Stoff gepreßt wird und mit dem Pinsel stets von der Schablone zum Stoff gefahren wird. Besonders reizvoll ist, wenn man die schablonierte Fläche nicht gleichmäßig, sondern etwas wolkig färbt, was dann zustande kommt, wenn man zu wenig Farbe im Pinsel hat.
Die Ornamentstreifen malt man auf Rohleinen. Dieser Stoff ist sehr billig. Man erhält ihn überall. Weil er sich anders zieht als Kohlenstoff, muß man die ungeschmückte Kohte in Regen bringen oder waschen und trocknen lassen. Ebenso muß man die Rohleinenstreifen in Wasser legen und ungespannt trocknen lassen.
Der fertig gemalte Streifen wird jetzt mit der Nähmaschine aufgenäht. Dabei ist besonders darauf zu achten, daß besonders der obere Rand ganz eng ans Kohtenstück anliegt. Sonst fängt sich bei Regen das Wasser in ihm und sickert in die Kohte. Es ist ein aufregendes Bild, wenn ein Dutzend oder mehr Kohlen mit schönen Ornamenlstreifen im Lagerkreis stehen. Es wird immer Wellbewerbe nach dem schönsten Kohtenornament im Gau geben.
Der Neuling findet die Kohte furchtbar unpraktisch, weil es ja oben hereinregnen kann. Er vergißt, daß nur die allergeringste Zeit des Jahres Regen oder Schnee fällt. Und daß es ganz unberechtigt ist, daß wir diesen wenigen Stunden zuliebe uns vom Anblick des freien Himmels durch ein festes Dach abschließen. Aus der Kohte kann man tags jederzeit zum Himmel nach dem Weller sehen und nachts zu den Sternen. Wenn es wirklich regnen sollle, kann man eine Zeltbahn oder einen eigens angefertigten Verschluß übers Rauchloch streifen. Oft wird man vorziehen, bei offenem Rauchloch ein starkes Feuer zu unterhalten oder es einfach auf die kleine Feuerstelle, auf der man ja ohnedies nicht sitzt, regnen zu lassen. Es gibt Wolkenbrüche, denen die beste Zeltbahn nicht standhält, so daß der Regen durchsprüht. Dann muß man die ganze Kohte von innen befeuchten, so daß das Wasser an ihr hinabfließt und nicht auf uns innen tropft.
An stürmischen Tagen wird man gut daran tun, die Kohte in Windschutz zu bauen. Man wähle dann dickere Stützstangen und baue sie in der Windrichtung auf. Man kann ein übriges tun und die Stützstangen durch zwei weitere verstärken, mit denen man den zweiten oberen Kreuzstab stützt. Selbstverständlich ist es dann ratsam, lange Heringe tief einzuschlagen, vielleicht sie mit Steinen oder einem zweiten Reservehering zu befestigen. Wie ich schon schrieb, ist es nicht bekanntgeworden, daß der Sturm eine deutsche Kohte umgerissen hat. Größer scheint die Feuersgefahr zu sein, vielmehr der Leichtsinn, mit dem man versucht, das für die Kohte größtmögliche Feuer zu entfachen. Man darf nicht vergessen, daß der obere Teil einer Kohte, in der einen Tag lang Feuer brannte, ganz trocken und mit leicht entzündbarem Ruß bedeckt ist.
Bei starkem Wind und schlechtem Wetter will der Rauch nicht hinaus. Manchmal hilft ein Rauchfang über der einen Seite des Rauchlochs. Aber oft hilft es nicht. Die Augen tränen, man muß sich tief setzen. Ich sah schon, wie Jungen dann Gasmasken überzogen. Ich weiß aber nicht, ob das hilft. Im allerkältesten Winter umgibt man die Kohte am besten mit dürren Bäumen und Reisig, um die ärgste Kälte abzuhalten. Man lasse nicht zuviel Schnee auf dem Kohtentuch liegen. Sein Gewicht kann nicht nur Kohlen, sondern ganze Häuser erdrücken. Winterlager in der Kohte ist auf jeden Fall nur zu empfehlen, wenn die Gruppe vollständig mit Schafpelzschlafsäcken ausgerüstet ist und sich reichlich trockenes Holz beschafft hat. Auch dann sind scharfe Äxte unentbehrlich. Wenn das Winterlager nur aus Skifahren und Schlafen im Pelz bestünde, so wäre es nicht schlimm, aber Kochen, Essen, Kleidertrocknen, Vorlesen und Musikmachen in der eisigen Luft versetzt den Körper und den Geist in eine fortwährende Abwehrstellung gegenüber der zudringlich kalten Natur.

Der Text wurde uns freundlicherweise vom Verlag der Jugendbewegung zu Verfügung gestellt und ist dessen Buch tusk - Gesammelte Schriften und Dichtungen erschienen