Es ist der riesige Markttag angekündigt, als Tim (4 Jahre) und Ralph (sein Papa) sich auf den Weg ins Nördlinger Ries zum Bundeslager der CPD aufmachen. Vor uns liegen ein paar hundert Kilometer mit dem Auto. Eigentlich wollte ich nur mal eben für ein paar Stunden zum Fotographieren vorbeifahren, aber als Tim erfährt, dass ich ins Zeltlager will, beschließt er kurzer Hand mitzukommen.
Nach ein paar Stunden Autofahrt mit Vesperpause kommen wir nach Mittag am Lagerplatz der CPD an. Erfreulich wenige Autos sind im Umfeld zu sehen und auch wir lassen unseren fahrbaren Untersatz möglichst weit weg stehen. Unsere Habseligkeiten (Verpflegung, Schlafsäcke, Kohtenplane, Schwert und Schild) laden wir auf einen Bollerwagen um.
Zielstrebig schlendern wir auf und über den Lagerplatz. Als erstes begrüßen uns reichlich Schwarzzelte in allen Formen. Im bäuerlichen Teil des Lager ist kaum etwas los,fast ist das Gelände sogar verwaist. Niemand spricht uns an, wie wir so über die Wiese holpern, Fotos machen und uns über die Einfachheit des großen Lagers mit 1600 Teilnehmern freuen.
Im Vorfeld haben uns zwei Mitglieder der CPD (Mogge und Hathi) eingeladen vorbei zu schauen. Auch haben wir mit dem Pressereferenten Tobias abgesprochen, dass wir zum Fotographieren willkommen sind. Dennoch gibt es kurz Verwirrung, als Tim und ich mit unserem Bollerwagen in der Anmeldung stehen. Das wäre so nicht vorgesehen...
Nach einer kurzen Wartezeit begrüßt uns Flo. Er stellt sich als Geschäftsführer des Bundeslagers vor und nimmt uns seiner an. Zwar haben wir keine ordentliche Verkleidung (bei Tim hatte ich ja noch daran gedacht Schwert, Schild und "Tim-Löwenherz"-Ritter-Shirt einzupacken) und wohl sind auch unsere T-Shirts mit Jurtenland-Werbeaufdruck nicht so gerne gesehen, aber dennoch dürfen wir aufs Lager.
Dafür zahlen wir gerne einen Lagerbeitrag, schließlich dürfen wir Übernachten und sogar am Essen teilhaben. Ein Abstecher bringt uns ins Lager der "Leibeigenen Bauern". Dort finden wir auf Anhieb auch Hathi und Mogge, welche wir bisher nur aus dem Pfadfindertreffpunkt und einigen Mails kennen. Beide sind uns auf Anhieb sympathisch und wollen uns auch gleich in ihrem Teillager behalten.
Tim lockt jedoch die Aussicht im Teillager für Familien andere Kinder in seiner Preisklasse zu finden. Und in der Tat, als wir uns dort eingerichtet haben ist er auch nicht mehr fort zu bewegen. Vorher stürzen wir uns jedoch noch ins dichte Marktgetümmel. Hinter der Stadtmauer ist eine unübersehbare Vielfalt von provisorischen Ständen aufgebaut.
Dank Hathi sind mit der hiessigen Währung ausgestattet, aber viele der Marktstände sind am Nachmittag bereits ausverkauft. Fündig werden wir noch beim Stockbrotteig. Da ist der Tim wieder glücklich, nur die Schokolade dazu vermisst er etwas.
Über dem Markt liegt der Staub eines heißen Tages. Nachdem wir vom ebenso heißen Stockbrotfeuer aufstehen sind wir beide reif für eine Abkühlung. Und hier ist der Lagerplatz der CPD eine gelungene Wahl. Nur 200 Meter trennen uns vom angrenzenden Badesee mit sandigem Strand.Die Badehosen für uns beide haben wir eingepackt.
Am See finden wir bereits einige Pfadfinderfamilien mit ihren Kindern und gleich sind wir auch im Wasser. Während wir am Anfang zwar nicht allein, aber doch nur mit wenigen Menschen am See sind, geht im Bula (Bundeslager) das Programm zuende. Und dann will auch jeder an den See.Scheinbar stürzen sich nun alle 1600 Pfadfinderinnen und Pfadfinder ins Wasser. Wir sandeln noch ein wenig und machen uns dann auf den Rückweg ins Zeltlager.
Jetzt ist es auch in den städtischen Unterlagern ruhiger und wir bummeln zu den unterschiedlichen Bauten aus Kohten- und Jurtenmaterial. Besonders beeindruckend ist die große Kathedrale in der 1600 Menschen Platz finden sollen, aber auch das Stadttor lässt staunen und die Kleinigkeiten, wie Mühlen und Schmiede erfreuen unsere Schwarzzelt-Herzen.
Nur nach oben will der Tim nicht. Die schwarz bekleideten Türme mit ihren windigen Holzkonstruktionen sind im etwas suspekt. Immerhin bis auf die ersten Etagen treibt ihn sein Kletterinstinkt dennoch.
Von vielen Stunden Bollerwagen-Ziehen mit reichlich Eindrücken beladen verbringen wir den Abend im Teillager der Familien. Dort laben wir uns an den Getränken, lassen uns vom Schauspiel um Florian Geier begeistern und bauen uns eine kleine Kröte mit Erweiterung auf.
Im Sonnenuntergang gehe ich nochmals auf eine kurze Foto-Tour, dann gibt es Abendessen zusammen mit den anderen Familien. Wir geniessen die ruhige Ausgelassenheit. Abends als Tim schläft, mache ich noch einen Bummel über den Lagerplatz. Aus vielen Kohten und Jurten rauchen die Feuer und klingen die Gitarren. Heute abend ist kein großes Programm, sondern Zeit für Gespräche, Gesang und auch ein paar Feuerspucker stehen auf der Stadtmauer mit ihren Fackeln.
Am folgenden Tag machen wir uns nach einem kurzen Frühstück recht bald auf die Heimreise. Als wir uns abmelden, erhalten wir zwei Lagerabzeichen. "Der Freiheit so nah", welch passendes Motto für diese Bundeslager. Unser Fazit ist, dass hier in aller Einfachheit ein sehr schönes Ambiente passend zum Thema der Spielidee geschaffen wurde.
Der organisatorische Aufwand ist sicher nicht zu unterschätzen, dennoch zeigt die CPD, dass auch große Veranstaltungen ohne Strom, Gaskocher, Bierbänke und sonstigem Luxus zu bewältigen sind. Uns hat es gut getan, die vielen Holzfeuer, Kochstellen und Schwarzzelte zu sehen.