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Bereits 1922 veröffentlichte er als damals 16jähriger zusammen mit Ernst Schütz ein vogelkundliches Buch. Ab 1928 war Koebel als Autor und Zeitschriftenherausgeber tätig. Seine Texte erschienen sowohl im ''Voggenreiter-Verlag'' wie auch im ''Verlag Günther Wolff'', den beiden wichtigsten Verlagen der bündischen Jugend. Kurzzeitig unterhielt Koebel mit dem ''Lasso-Verlag'' ein eigenes Unternehmen für seine Veröffentlichungen, das er aber wegen fehlenden wirtschaftlichen Erfolges – verursacht durch sein kommunistisches Engagement – im September 1932 aufgeben musste. Die dort erscheinende Zeitschrift ''"Das Lagerfeuer"'' wurde eingestellt, an ihrer Stelle erschien ab Oktober 1932 im Verlag [[Günther Wolff]] ''"[[Der Eisbrecher]]"''. Obwohl Koebel nur für wenige Hefte offiziell als Herausgeber zeichnete, beeinflusste er Inhalt und Stil der Zeitschrift maßgeblich. | Bereits 1922 veröffentlichte er als damals 16jähriger zusammen mit Ernst Schütz ein vogelkundliches Buch. Ab 1928 war Koebel als Autor und Zeitschriftenherausgeber tätig. Seine Texte erschienen sowohl im ''Voggenreiter-Verlag'' wie auch im ''Verlag Günther Wolff'', den beiden wichtigsten Verlagen der bündischen Jugend. Kurzzeitig unterhielt Koebel mit dem ''Lasso-Verlag'' ein eigenes Unternehmen für seine Veröffentlichungen, das er aber wegen fehlenden wirtschaftlichen Erfolges – verursacht durch sein kommunistisches Engagement – im September 1932 aufgeben musste. Die dort erscheinende Zeitschrift ''"Das Lagerfeuer"'' wurde eingestellt, an ihrer Stelle erschien ab Oktober 1932 im Verlag [[Günther Wolff]] ''"[[Der Eisbrecher]]"''. Obwohl Koebel nur für wenige Hefte offiziell als Herausgeber zeichnete, beeinflusste er Inhalt und Stil der Zeitschrift maßgeblich. Der Nachlass von Eberhard Koebel befindet sich im [[Archiv der deutschen Jugendbewegung]] auf [[Burg Ludwigstein]]. | ||
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Version vom 17. Februar 2011, 08:02 Uhr
Eberhard Koebel (vor 1934 Köbel), in der Jugendbewegung unter seinem Fahrtennamen tusk bekannt (* 22. Juni 1907 in Stuttgart; † 31. August 1955 in Berlin) war ein deutscher Autor, Ornithologe und Gründer der Deutschen (autonomen) Jungenschaft vom 1. November 1929 (dj.1.11). Er beeinflusste die deutsche Jugendbewegung und den bürgerlichen Widerstand gegen das Naziregime maßgeblich.
Er war fasziniert von Nordeuropa, besonders von Lappland, von einer Lapplandfahrt brachte er auch seinen Fahrtennamen tusk (der Deutsche) mit, den ihn Einheimische gegeben hatten. Seine berufliche Ausbildung machte er an der Kunstgewerbeschule in Stuttgart, wo er auch Erich Mönch und Fritz Stelzer (pauli) kennenlernte und sie sich befreundeten. Er ist in Stuttgart begraben.
Die von ihm gegründete dj.1.11 war eine Gruppe in der Jugendbewegung, die sich letzlich von der Deutschen Freischar abspaltete. Koebel hatte den Anspruch, mit der Jungenschaft radikal neue Wege zu gehen. Auf der einen Seite formte er einen eigenen Stil der Jungenschaft, auf der anderen konnte die Jungenschaft ihre Herkunft aus der Jugendbewegung nicht verleugnen. Insgesamt prägte der Charismatiker Koebel sowohl Stil und Formen als auch Inhalte. Er dichtete mehrere Lieder, unter anderen „Über meiner Heimat Frühling“. Er entwickelte die Kohte und die Jungenschaftsjacke. Durch seinen Einfluss setzte sich die Jungenschaft intensiv mit asiatischer Philosophie auseinander, was nach 1933 Jungenschaftsgruppen in der Illegalität anregte.
Lebenslauf
Vom Elternhaus geprägt, war Koebel ursprünglich Angehöriger eines rechten Splitterbundes, des Deutsch-Wandervogels. Unter diesem Einfluss war er Mitte der 1920er Jahre auch an Adolf Hitler interessiert, weshalb er diesen auch besuchte. Mit dem Lesen des Buches Mein Kampf wandte ersich allerdings angewidert ab. Später, als sich seine politische Einstellung gewandelt hatte, bezeichnete er sich für diese frühere Lebensphase als „Faschist in Reserve“. Nach seinem Realschulabschluss begab er sich auf ein mehrmonatige, prägende Großfahrt. Bei seiner Rückkehr versuchte er die Jugendbewegung "aus dem Sumpf" zu ziehen, erlangte immer mehr Einfluss, versuchte alle Jugendgruppen zu unterwandern und sie schließlich in einer einzigen großen Jungenschaft zu vereinen. Dies gelang ihm so nicht, dennoch prägte er damit die ganze Jugendbewegung und löste damit die so genannte dritte Welle aus. Der Beginn kann auf den 1. November 1929, der Gründung der dj.1.11 festgelegt werden. 1930 trat er mit der dj.1.11 aus der Deutsche Freischar aus und betätigte sich beruflich in Berlin, wo er auch die endgültige Kohte entwarf. 1931 setzte ermit dem Sühnelager wiederum neue Maßstäbe für die Jugendbewegung und versuchte noch im selben Jahr mit der dj.1.11 die Pfadfinder zu unterlaufen, was zu einer deutlichen Prägung führte. Im aufkommenden Nationalsozialismus kam es nun zu Konflikten Koebel trat am 20. April (Hitlergeburtstag) 1932 in die Kommunistische Partei Deutschlands ein und bot den älteren Angehörigen der dj.1.11 an, sich mit ihm im KK (Kulurklub) politisch zu engagieren. Sein Einsatz für den Kommunismus führte dazu das die eigentliche dj.1.11 auf einige hundert Mitglieder zusammenschrumpfte. Im Frühjahr 1933 verließ er die KPD wieder und versuchte, eine leitende Position bei der Hitler-Jugend zu bekommen. Werner Helwig schrieb dazu in einem Brief: [...] möchte ich bemerken, dass auch Tusk (jener Lapplandmann, der mich damals besuchte) heute in führender Stellung ist und ein Manifest herausgebracht hat, in dem er unter anderem ausführt: „die N.S.D.A.P. hat die gesamte Initiative ergriffen. Sie ist heute der Staat und es ist sinnlos, abseits zu verharren“. Die Gestapo verhaftete ihn am 18.Januar 1934 wegen „kommunistischer Zersetzung“, da die Reichsjugendführung in Koebels publizistischen Aktivitäten eine Gefahr für die Hitler-Jugend sah und er versucht hatte, innerhalb der HJ eine etwa 1000 Mann starke dj.1.11-Gruppe durchzusetzen. In Haft verübte er zwei Selbstmordversuche; zunächst schnitt er sich die Pulsadern auf und stürzte sich, weil das missglückte, aus einem Lazarettfenster. Schließlich wurde, notdürftig wiederhergestellt und auf Kaution seiner Mutter und der Hilfe seines Schulfreundes Erich Mönch, am 21. Februar 1934 aus der Haft entlassen. Im Juni 1934 gelang es ihm mit seiner Frau, da er vor seiner drohenden erneuten Verhaftung gewarnt wurde, über Rügen nach Schweden auszureisen, worauf er nach Ablauf seiner Aufenthaltsgenemigung nach England emigrierte. Von hier aus hielt Koebel Kontakt zu illegalen Jungenschaftsgruppen im Deutschen Reich, bis diese 1937, ausgelöst durch eine Verhaftungswelle, abbrachen. 1935 wurde in England sein Sohn Romin geboren, benannt nach dem Mitgründer der dj.1.11, welcher am 28. August 1930 auf Fahrt tödlich verunglückt war. tusk nannte Gari und Romin Stock als die jüngsten Gruppenführer, die ihn beeinflusst hätten. 1936 erhielt er am Orientalischen Institut der Universität London das Diplom in Klassischem Chinesisch. 1939 machte er ebenfalls an der Universität London das Staatsexamen in Neuphilologie. Im gleichen Jahr kam sein Sohn Michael zur Welt. 1940 erkrankte tusk an Tuberkulose und hielt sich mit kurzen Unterbrechungen bis 1944 in verschiedenen Heilstätten auf. Im Herbst 1944 begann er eine Lehrtätigkeit an Colleges. 1946 brachte er das Buch Pinx, der Buchfink heraus und kehrte 1948 nach (Ost)Berlin zurück. Seine Versuche, sich dort an die (ostdeutsche/sozialistische) Jugend zu wenden, wurden vereitelt. Ebenso scheiterte der Versuch, bei den Sozialisten oder Kommunisten Fuß zu fassen. Die SED schloß wegen seines unklaren Verhaltens bis 1951 aus. So arbeitete er, nach vorübergehender Anstellung im Rundfunk, als Schriftsteller und Übersetzer. tusk litt nun zunehmend unter Psychosen und schweren gesundheitlichen Problemen und war trotz intensiver Bemühungen alter Freunde nicht dazu zu bewegen, nach Stuttgart umzuziehen. Er starb am 31. August 1955 an einem Hirntumor gepaart mit den Folgen seiner Tuberkuloseerkrankung, einer zerebralen Sklerose und einer Angina Pectoris. Er wurde eingeäschert und seine Urne wurde in Stuttgart beigesetzt. Im Ehrenhain der deutschen Jugendbewegung auf Burg Waldeck wurde für ihn ein Gedenkstein aufgestellt, der später von Unbekannten zerstört und vom NWV stillschweigend wieder ersetzt wurde. 1990 wurde er von der SED rehabilitiert. Sein Buch über den „Kriegsverbrecherkonzern“ AEG konnte erst nach seinem Tod stark gekürzt erscheinen.
Das Grab von Eberhard Koebel befindet sich auf dem Stuttgarter Pragfriedhof, Abt. 3, Reihe 12, Folge 10, Grabnummer 1-13545.
Effektdenken
Von allen Persönlichkeiten der Jugendbewegung ist tusk wohl eine der Schillernsten. Zu verdanken hat er das dem Effektdenken, das ungeheuer kraftvoll immer neue Sachen in die Jungenschaften brachte. Damit schuf er in kurzer Zeit eine nie dagewesene Formenvielfalt von der die Jugendbewegten bis heute profitieren. Seinen Zwecken entsprach alles, was „unbekannt“, also neu war, Eindruck schindete, reizte, fesselte. Alle Neuerungen wurden auch regelrecht vermarktet: Ganze Gruppen traten damit auf und sorgten für Gesprächsstoff, Neid und Verbreitung. Dieses Denken war allerdings nicht nur auf die Einführung neuen Liedgutes, der Jungenschaftsjacken usw. beschränkt. tusk tat das, was den größten Effekt hatte. Dieses, auf den ersten Blick unstetige und wechselhafte Verhalten (z.B. trat er zu Hitlers Geburtstag 1932 den Kommunisten bei, wechselte aber kurz darauf zu den Nationalsozialisten, mit denen er sich kurz darauf ebenfalls verwarf), macht es schwierig, den Charakter tusks zu fassen. Letztlich legte er sich wohl mit allem und jedem an. Das verhinderte wohl auch, dass er je den Einfluss erreichte, den er haben wollte. Hans Graul, der Führer des öjk, der jeden Keilversuch tusks ablehnte und mit tusk lange persönlich zu tun hatte, entwarf ein wenig schmeichelhaftes Bild von ihm. Er sei wohl beeindruckend, ja fesselnd gewesen, aber konnte keinen Inhalt, keine Substanz bieten. Zu flatterhaft sei er gewesen - ein Trommler, aber kein Führer. Die dj.1.11 erreichte nie ein Alter, wo sich das hätte auswirken können. Wie es mit tusk an der Spitze gekommen wäre, ist reine Spekulation. Die Führer der einzelnen Gruppen und Bünde nach dem Krieg konnten in wohl in den meisten Fällen Inhalte bieten, sodass sich diese nach wenigen Jahren nicht selbst auflösen mussten.
Autorentätigkeit
Bereits 1922 veröffentlichte er als damals 16jähriger zusammen mit Ernst Schütz ein vogelkundliches Buch. Ab 1928 war Koebel als Autor und Zeitschriftenherausgeber tätig. Seine Texte erschienen sowohl im Voggenreiter-Verlag wie auch im Verlag Günther Wolff, den beiden wichtigsten Verlagen der bündischen Jugend. Kurzzeitig unterhielt Koebel mit dem Lasso-Verlag ein eigenes Unternehmen für seine Veröffentlichungen, das er aber wegen fehlenden wirtschaftlichen Erfolges – verursacht durch sein kommunistisches Engagement – im September 1932 aufgeben musste. Die dort erscheinende Zeitschrift "Das Lagerfeuer" wurde eingestellt, an ihrer Stelle erschien ab Oktober 1932 im Verlag Günther Wolff "Der Eisbrecher". Obwohl Koebel nur für wenige Hefte offiziell als Herausgeber zeichnete, beeinflusste er Inhalt und Stil der Zeitschrift maßgeblich. Der Nachlass von Eberhard Koebel befindet sich im Archiv der deutschen Jugendbewegung auf Burg Ludwigstein.
Veröffentlichungen
- AEG: Energie, Profit, Verbrechen. Bearbeitet von Peter Hess. Verlag die Wirtschaft, Berlin, 1958 (postum).
- Gesammelte Schriften und Dichtungen. Hg. von Werner Helwig. Verlag der Jugendbewegung, Heidenheim an der Brenz, 1962. / 2., überarbeitete Auflage, hg. von Fritz Schmidt, 1996.
- Eberhard Koebel - tusk: Werkausgabe. 12 Bde., hg. Arno Klönne u. a., Verlag Achim Freudenstein, Edermünde 2005.
- Eberhard Koebel:Leben auf den Wanderwegen der Rentierherde, Verlag der Jugendbewegung 1998.
- Eberhard Koebel: Lieder der Eisbrechermannschaft, Verlag Das junge Volk Günther Wolff, Plauen, EA 1933
- Eberhard Koebel: Das Raubvogelbuch, Staatliche Stelle für Naturschutz am würtembergischen Landesamt für Denkmalpflege, Stuttgart, EA 1928
- Ernst Schütz, Eberhard Koebel: Vogelbüchlein, Ernst Heinrich Moritz, Stuttgart, EA 1922, Okt.
Lieder
- Da stehst du nun davor, kleiner Kamerad
- Hei, ihr lieben Leute, wißt ihr das Neue schon? (Die junge Nastasesa)
- Hurra hoch, das Regiment (Die Seidenfahne)
- Etwas wollen wir berichten von der harten Lappenarbeit
- Höre unsre lang gezognen Lieder (Gloria Victoria)
- Wenn das Hornsignal ertönt, greifen wir zu dem Gewehr (O Susanna)
- Über meiner Heimat Frühling, "Weg der Schwäne"
- Unglück vor mir, Unglück nach mir (Weise: turi)
- Hinterm Ural, hinterm Fluß geht ein Kosak spazieren (Uralkosaken)
- Verlaßt die Tempel fremder Götter
Literatur
- Der Graue Reiter N.17-Tusk, Bundeschrift der Pfadfinderschaft Grauer Reiter, Dezember 1955
- rebellion der jungen - die geschichte von tusk und von dj.1.11, Hrsg.: k.h. tjaden, pläne – presse frankfurt - main 1958
- Werner Helwig: Die Blaue Blume des Wandervogels. Vom Aufstieg, Glanz und Sinn einer Jugendbewegung. Überarbeitete Neuausgabe mit einem Bildanhang, Herausgeber: Walter Sauer. Deutscher Spurbuchverlag, Baunach 1998, ISBN 3-88778-208-9
- Werner Helwig: tusk Gesammelte Schriften und Dichtungen, Verlag der Jugendbewegung 1962,
- Florian Malzacher: jugendbewegung für anfänger, Verlag der Jugendbewegung Neue Auflage 2006
- Fritz Schmidt (fouché): tusk - Versuche über Eberhard Koebel, Verlag der Jugendbewegung
- Fritz Schmidt: Ein Mann zwischen zwei Welten, Achims Verlag 1997
- Fritz Schmidt: Mein alter bündischer Gegner Eberhard Köbel-Dr.Arnold Littmann zwischen Jugendbewegung, Gestapo und Emigration in Schweden, Achims Verlag 2004
- Fritz Schmidt: um tusk und dj.1.11. 75 Jahre Deutsche Jungenschaft vom 1. November 1929. Achims Verlag, Edermünde 2006, ISBN 3-932435-16-8
- Eberhard Koebel: Leben auf den Wanderwegen der Rentierherde, aus dem Englischen übersetzt, Kohtenpostillen im Verlag der Jugendbewegung
- Eberhard Koebel: ... seh ich Schwäne nordwärts fliegen, Piratenbücher aus dem Verlag der Jugendbewegung
- Eberhard Koebel: Fahrtbericht 29, Piratenbücher aus dem Verlag der Jugendbewegung
- Fritz Schmidt: Kein Trojaner! Eberhard Koebel in kritischer Zeit. in: Der Ring wird geschlossen der Abendwind weht. vvb, Berlin 2010, ISBN 978-3-942476-07-2
Weblinks
- Koebel, Eberhard (tusk), Deutsche Biographie
- Tusk – der Deutsche, Die Zeit, 21. Februar 1997.
- Artikel: Das "denkMal" der Jugendbewegung; DIE ZEIT - ONLINE, 09/1997
- Literatur von und über Eberhard Koebel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Koebel, Eberhard, in der Liste der von den Nationalsozialisten verbotenen Schriften, Stand 1938.
- Lieder von Eberhard Koebel (tusk) in der Liste bei deutscheslied.com