Das Gigaset entsteht mittels sechs Kohtenbahnen und sechs Zwischendachplanen, welche abwechselnd aneinander gefügt werden. So ergibt sich ein Jurtendach mit ca. 900 cm Durchmesser und einem sehr großen Rauchloch.

Gigaset Stufe 1

Dieses große Rauchloch kann wiederum mit einem Jurtendach (oder sechs Kohtenbahnen) von ca. 600 cm abgedeckt werden. Dadurch entsteht eine schichtartige Dachkonstruktion, welche vom Aufbau etwas komplexer ist, aber ein sehr gutes und großes Feuerzelt ergibt.

Datei:Gigaset2.jpg
Gigaset Stufe 2

In der Theorie lässt sich das Gigaset beliebig erweitern, indem du eine zunehmende Anzahl von Zwischendachplanen (Theaterplanen) zwischen die Kohtenbahnen setzt. Üblich ist meist ein Gigaset, welches mit einer oder zwei Theaterplanen zwischen jeder Kohtenbahn konstruiert wird. Oft haben diese Varianten auch Namen wie "Dicke Berta" oder "Qualle".

Die Stufen des Gigaset

Um die Einzelteile der Konstruktion dicht zu bekommen, schichtest du die verschiedenen Ebenen übereinander, ähnlich einer chinesischen Pagode.

Hier siehst du eine schematische Darstellung des Gigaset. Daran kannst du erkennen, wie die einzelnen Dachebenen pagodenartig übereinander geschichtet sind. Je mehr Dächer übereienander liegen, umso komplexer wird deren Abspannung und umso windanfälliger wird das ganze Gigaset, da der Wind zwischen den Dächern sehr große Angriffsflächen findet.

Schematische Darstellung des Gigaset Stufe 2

Die entsprechenden Maße kannst du den beiden folgenden Darstellungen entnehmen. Im oberen Bild findest du auch die Maße für die benötigte Aufhängung. Wir empfehlen dafür eher leichte Seile, als eine schwere Kette, welche das Dach unnötig nach unten drückt.

Maße für die Kette eines Gigaset (2. Stufe)
Gigaset Maße Rauchloch (1. Stufe)

Die genannten Maße sind gemittelte Wirkmasse. So ist die wirksame Kantenlänge einer Kohtenbahn mit 157 cm angenommen. Durch Alter und Verzug der Planen, sowie der allgemeinen Toleranzen können die Werte in der Realität leicht unterschiedlich sein.

Was benötigst du, um ein Gigaset aufzustellen?

  • 12 Kohtenbahnen
  • 6 Zwischendachplanen
  • 9 Doppelzeltbahnen 323 x 165 cm (oder 18 Viereckzeltbahnen)
  • 1 Jurtenabdeckplane
  • 1 Spezialspinne
  • 1 Jurtenspinne
  • 2 Mittelstangen ca. 510 cm
  • 18 Aufstellstäbe, min 165 cm
  • 12 Stangen, länger als die Aufstellstäbe
  • 30 Heringe
  • 18 Abspannseile, min 300 cm
  • 12 Abspannseile, min 600 cm
  • 18 Erdnägel
  • 2 Blockseilrolle
  • 2 Kunsthanfseil, ca. 300 cm
  • 2 Kunsthanfseil, ca. 900 cm
  • etwas Bindeschnur

Wie baust du ein Gigaset?

 
Die zwei Dächer des Gigaset sind abgespannt, aber noch nicht aufgestellt, Foto: Matthias Wagner
 
Aufstellen des Dreibeins für das Gigaset, Foto: Matthias Wagner
 
Das Dreibein steht, die Dächer werden gespannt, Foto: Matthias Wagner
 
Die obere Ebene des Gigaset steht perfekt, Foto: Matthias Wagner
 
Die zwei Ebenen des Gigaset und die Rauchlochabdeckung stehen, Foto: Matthias Wagner
 
Jurtenspinne und Spezialspinne für das Gigaset, viele Ketten halten die Dächer, Foto: Matthias Wagner

Diese Anleitung beschreibt den Aufbau eines Gigaset der ersten Stufe. Das Dach dieses Gigaset setzt sich aus folgenden Ebenen zusammen:

  • Jurtenabdeckplane
  • Jurtendach (komplett ohne Traufkante oder aus sechs einzelen Kohtenblättern)
  • Gigaset (aus sechs Kohtenblättern und sechs Zwischendachplanen)

Für die Mittelstange empfiehlt sich wegen der nötigen Stabilität ein Dreibein, aber auch ein einzelner Mittelmast kann hier Verwendung finden, wenn dieser ausreichend stabil ist und mit eigenen Abspannseilen gesichert wird. Dies ist nötig, weil das Gigaset durch die getrennten Dachebenen recht anfällig gegen Wind sein kann.

Für den Aufbau eignen sich am besten das Kohtenblatt S00/52 oder das Kohtenblatt S20/53. Die Zwischendächer müssen ohne Traufkante sein (nur diese passen an die Kohtenblätter).

Planen verbinden

Die erste Ebene des Daches eines Gigaset wird aus 6 Kohtenblättern und 6 Zwischendachplanen zusammengesetzt. Diese Planen wechseln sich jeweils ab. Zusammen ergibt sich eine etwa runde Fläche mit 18 Ecken und Seiten. Diese Fläche hat in der Mitte ein großes Loch, dieses wird später mit dem Jurtendach der zweiten Ebene überdacht.

Das Dach auslegen

Die erste Ebene wird möglichst gleichmäßig ausgelegt, so dass die Form dem späteren Gigaset entspricht. Das ist nicht ganz einfach, da im Prinzip nur ein schmaler Streifen Stoff zu Verfügung steht und die Form nicht nur durch das Ziehen der Fläche erreicht werden kann. Eine Möglichkeit, ist in der Mitte der Konstruktion einen Hering einzuschlagen und mit einer Messschnur gleichmäßige Abstände zu überprüfen.

Liegt der erste Teil des Daches an seinem richtigen Platz, kann das Jurtendach über dem Loch der ersten Ebene ausgelegt werden. Ach hier hilft es, auf die richtige Ausrichtung zu achten. Gut ist es, die Abspannseile Bereits vor dem Auslegen anzubringen.

Bei beiden Ebenen solltest du jetzt schon die nötigen Jurtenketten anbringen. Das Jurtendach bekommt eine normale Jurtenspinne, die erste Ebene braucht die Spezialkette Gigaset

Die Aufstellstäbe auslegen

Die Länge der Aufstellstäbe (Seitenstangen) sollte der Höhe der verwendeten Seitenplanen entsprechen. Teleskopstangen kannst du je nach benötigtem Maß einstellen. Die normalen Seitenplanen (Viereck- oder Doppelzeltbahn) haben eine Höhe von ca. 165 cm. In Verbindung mit Fensterstücken oder mit den hohen Seitenplanen (Superviereck- oder Superdoppelzeltbahn XL) kommst du auf ca. 205 cm Seitenhöhe.

Nimm 18 Aufstellstäbe und lege sie mit der Spitze an die Ösen der Kohtenbätter und Zwischendachplanen. Lege die Aufstellstäbe so, dass sie im Geiste die Linie der Verbindungslinie, bzw. der Mittelnaht im Kohtenblatt nach außen verlängern. Deine Stangen liegen also sternförmig um das Dach herum und zeigen alle auf den Mittelpunkt der Konstruktion.

Am Fuß der Aufstellstäbe ist der richtige Punkt für die Heringe. In festem Boden eignen sich die T-Profilheringe, in der weichen Wiese halten ordentliche Holzpflöcke manchmal besser. Die Heringe schlägst du zu einem guten Teil in den Boden ein.

Weitere 12 Aufstellstäbe benötigen wir außerhalb des Gigaset, um das Jurtendach in der zweiten Ebene abzuspannen. Diese Stangen stehen etwa 50 cm außerhalb der Seitenwände und sollten etwas höher als diese sein. Sie dienen dazu, die Abspannschüre des Jurtendaches näher an das Gigaset hin abzulenken. Es würde auch ohne diese Umlenkung funktionieren, dann müsste das Jurtendach jedoch recht hoch angebracht werden, bzw. dessen Abspannschnüre würden recht weit in die Landschaft reichen.

Die Abspannschnüre befestigen

Die nutzbare Länge deiner Abspannschnüre sollten etwa die anderthalbfache Länge der Aufstellstäbe haben. Befestige ein Ende am Hering. Abspannen kannst du dann später über die Zeltspitze des Aufstellstabes.

Die Seitenstangen aufstellen

Als nächstes kannst du die Aufstellstäbe der ersten Ebene aufstellen und somit den Rand des Gigaset auf das gewünschte Maß anheben. Das obere Jurtendach bleibt dabei vorerst am Boden liegen, dessen Abspannschüre sollten aber bereits nach außen geführt sein.

Stelle eine beliebige Stange auf, indem du die Spitze in die Öse des Daches steckst und dann die Stange von innen heraus in die Senkrechts bringst. Weiter geht es an der gegenüberliegenden Seite. Wenn ihr mehrere Personen seid, dann könnt ihr euch gleichmäßig um das Gigaset herum verteilen.

Die nächsten Stangen sind jeweils die in der Mitte zwischen den schon stehenden. So stellst du alle achtzehn Aufstellstäbe auf. Dadurch, dass die Abspannschüre schon an Dach und Hering befestigt sind, steht dein Jurtendach nun in der Luft. In der Mitte hängt es wie eine Zisterne nach unten durch.

Weiter geht es mit den 12 längeren Aufstellstäben für das Jurtendach. Hier wird im Grunde ebenso verfahren, mit der nötigen Seillänge musst du evtl. etwas experimentieren.

Die Reihenfolge kann auch ausgetauscht werden, also zuerst das Jurtendach und dann die untere Ebene aufstellen. Aus Erfahrung lässt sich das Jurtendach aber besser zentrieren, wenn der Rest des Gigaset steht.

In dem Moment ist das Gebilde noch wackelig und anfällig für Wind. Aber sobald du die Abspannschnüre gleichmäßig gespannt hast, stehen die Dächer von alleine, hängen jedoch zur Mitte hin noch nach unten.

Die Mittelstange aufstellen

Bevor du die Mittelstange oder das Dreibein aufstellen kannst, bindest du mit einem kurzen Seil zwei Blockseilrollen in der erforderlichen Höhe an. Durch jede dieser Rollen fädelst du ein langes Seil hindurch. Jetzt nimmst du die Mittelstange (oder das Dreibein, läufst damit von außen unter den beiden Dachebenen hindurch und steckst die Spitze aus dem Rauchloch des Jurtendaches heraus. Nun können die langen Aufziehseile an den Ketten befestigt werden. Sie werden jeweils durch eine Blockseilrolle geführt.

Nun sind helfende Hände willkommen, denn es gilt die Mittelstange(n) durch das Rauchloch senkrecht aufzurichten. Das geht am besten, wenn du beim Aufrichten der Mittelstange das Dach bereits etwas mit in die Höhe ziehst.

Steht deine Mittelstange gerade, kannst du das Jurtendach mit dem langen Seil ordentlich nach oben aufspannen. Geht das nicht richtig, bekommst du nicht alle Falten aus dem Dach oder hängt es an manchen Stellen sogar bedenklich durch? Prüfe deine Abspannpunkte (sprich Heringe). Liegen sie wirklich alle in der geraden Linie von Abspannseil und Naht im Dach? Wenn dies stimmt, dann kannst du durch leichtes variieren in der Stärke der Abspannung und dem Anheben des Daches dieses ordentlich aufspannen.

Als nächstes kommt die untere Ebene des Gigaset nach oben. Auch hier ist es wichtig, nochmal alle Abspannpunkte zu prüfen und gegebenenfalls zu korrigieren, damit Kohtenblätter und Zwischendächer akkurat gespannt sind.

Die Seitenplanen einhängen

Nun werden die Eckösen der Seitenplanen mit in die Spitze der Aufstellstäbe eingehängt. Dazu musst du jede Stange noch einmal herausnehmen und wieder einsetzen. Das geht ganz gut, wenn du die Stangen am Boden schräg nach innen heraus nimmst.

Selbstverständlich kannst du die Seitenplanen bereits ganz zu Beginn ans Dach knüpfen. Vor allem für kleine Menschen und hohe Seitenwände ist dies zu empfehlen, da es sonst mit der Zeit lahme Arme gibt, wenn du alle Seiten weit über Kopf anbringen willst.

Wenn du die Seitenplanen alle senkrecht miteinander verbunden hast, ist dein Gigaset so gut wie fertig. Du kannst die Aufstellstäbe noch einmal richtig ausrichten und damit auch die Seiten der straffen. Zudem kannst du die Seitenplanen am unteren Ende ebenfalls mit Heringen sichern. Das ist bei windigem Wetter sehr vorteilhaft.

Brauchst du eine Jurtenabdeckplane?

Die Jurte ist ein Feuerzelt. Und am besten zieht der Rauch ab, wenn das Rauchloch weit geöffnet ist. Nur kommt dadurch auch gerne der Regen ins Innere der Jurte. Wenn dich dies nicht sonderlich stört bist du nun fertig. Willst du dich vor dem Regen schützen, solltest du die Abdeckplane anbringen.

Wie wird die Jurtenabdeckplane befestigt?

Deine Abdeckplane besteht aus sieben Feldern und hat acht Ösen, um daran dünne Schnüre anzubringen. Wir verwenden in aller Regel Sisal (billige Bindeschnur), das kannst du auf die gewünschte Länge zuschneiden und auch für viele andere Zwecke verwenden.

Nun kannst du die Abdeckplane nach oben aufs Dach ziehen, in der Mitte hoch steigen, dich durchs Rauchloch zwängen und die Spitze der Abdeckplane um den Kreuzungspunkt der beiden Mittelstangen binden. Das ist recht umständlich, wir machen uns das Ganze etwas einfacher und nicht in schwindelnder Höhe.

Oder du planst breits vor dem Aufbau die richtige Höhe mit ein. So kannst du die Jurtenabdeckplane schon beim Aufstellen der Mittelstange(n) an der passenden Stelle befestigen.

Zuletzt nimmst du deine acht Schnüre und legst die mit einem Spannknoten an die entsprechenden Abspannschnüre an. Welche die richtige ist, das musst du einfach ausprobieren. In der Theorie ist es jede zweite Abspannschnur, das hängt nun aber auch ein wenig von der Anbringung ab, wie der Stoff fällt und wie sich die Abdeckplane ziehen lässt. Zum Schluss sollte auf jeden Fall ein Segment der Jurtenabdeckplane überlappend abgespannt sein.

Wie bei allem im Jurtenbau macht die Übung den Meister und die Freude am Experimentieren zeigt dir den für dich richtigen Weg.

Bezugsquelle

Dankeschön

Die Fotos entstanden auf dem KoJuSem 16, einem Seminar mit Gerwald Wessely von Zeltstadt im PPÖ Bundeszentrum Wassergspreng in Österreich. Unser Dank geht an Matthias für die tollen Fotos.

Siehe auch