75 Jahre Kohte: Unterschied zwischen den Versionen

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== „Siegeszug" erst nach 1945 ==
== „Siegeszug" erst nach 1945 ==


Aus alledem lässt sich die tatsächliche Verbreitung der Kohte in den  alten Bünden kaum richtig erschließen. Produktionszahlen liegen mir  nicht vor - abgesehen davon, dass der damalige Hersteller der Kohten  bislang offenbar nicht festgestellt werden kann. Die Frage ist auch,  welche der damaligen Bünde die Kohte (und die Jurte) benutzt haben. In  der alten Freischar, einem der größten freien Jugendbünde in Deutschland  bis 1933, war sie nach meiner Kenntnis nicht eingeführt. In vielen  persönlichen Gesprächen mit Freischarlern dieser Zeit war immer nur von  Viereckzeltbahnen die Rede, wenn das Gespräch darauf kam. - Übrigens  muss ich mich hier einmal korrigieren. In dem Kohten-Artikel der letzten  ZEITUNG (3/2003) hatte ich aus Versehen von Dreieckzeltbahnen  geschrieben. Das damals überwiegend verwendete Material war aber wie die  heute noch benutzten „kleinen" Jurtenbahnen geschnitten.  
Aus alledem lässt sich die tatsächliche Verbreitung der Kohte in den  alten Bünden kaum richtig erschließen. Produktionszahlen liegen mir  nicht vor - abgesehen davon, dass der damalige Hersteller der Kohten  bislang offenbar nicht festgestellt werden kann. Die Frage ist auch,  welche der damaligen Bünde die Kohte (und die Jurte) benutzt haben. In  der alten Freischar, einem der größten freien Jugendbünde in Deutschland  bis 1933, war sie nach meiner Kenntnis nicht eingeführt. In vielen  persönlichen Gesprächen mit Freischarlern dieser Zeit war immer nur von  Viereckzeltbahnen die Rede, wenn das Gespräch darauf kam. - Übrigens  muss ich mich hier einmal korrigieren. In dem Kohten-Artikel der letzten  ZEITUNG (3/2003) hatte ich aus Versehen von Dreieckzeltbahnen  geschrieben. Das damals überwiegend verwendete Material war aber wie die  heute noch benutzten „kleinen" Jurtenbahnen geschnitten.  


Grafik aus: Eberhard Köbel und Ingo Kaul (Schriftleiter): Das  Lagerfeuer - 21. Jahrgang des "Pfadfinder", Heft 4, Atlantis-Verlag  Berlin-Zürich, 1931, Seite 38   
Grafik aus: Eberhard Köbel und Ingo Kaul (Schriftleiter): Das  Lagerfeuer - 21. Jahrgang des "Pfadfinder", Heft 4, Atlantis-Verlag  Berlin-Zürich, 1931, Seite 38   
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Auch wenn dann spätestens ab Juli 1933 die Kohten durch das Sankt Georg  Rüsthaus frei bezogen werden konnten (das zum Verlag Günther Wolff  gehörte), dürfte der Absatz insgesamt keine besonders hohen Stückzahlen  erreicht haben. Gegen eine „enorme Verbreitung" der Kohte spricht neben  dem Verbot der Bünde ab Juni 1933 vor allem auch die seit 1929  anhaltende Weltwirtschaftskrise mit ihren hohen Arbeitslosenzahlen und  sonstigen sozialen Folgen. Im Juni 1932 kostete eine der üblichen  Viereckzeltbahnen bei Tadep in „Ia Qualität" 7,50 Reichsmark; ein  „Kohtenstück" war mit 19,90 Reichsmark aber mehr als zweieinhalbmal so  teuer.25) Wie Sändi (Helmut Sandvoss) in ZEITUNG 2/2002 berichtet (in:  Wir wollten doch einfach nur auf Fahrt gehen!), hatte er damals als  Handlungsgehilfe (Einzelhandelskaufmann) einen Stundenlohn von 0,60  Reichsmark; ein Lehrling erhielt 5 Reichsmark im Monat! - Der  „Siegeszug" der Kohte hat sich mit Sicherheit erst nach 1945 ereignet.  
Auch wenn dann spätestens ab Juli 1933 die Kohten durch das Sankt Georg  Rüsthaus frei bezogen werden konnten (das zum Verlag Günther Wolff  gehörte), dürfte der Absatz insgesamt keine besonders hohen Stückzahlen  erreicht haben. Gegen eine „enorme Verbreitung" der Kohte spricht neben  dem Verbot der Bünde ab Juni 1933 vor allem auch die seit 1929  anhaltende Weltwirtschaftskrise mit ihren hohen Arbeitslosenzahlen und  sonstigen sozialen Folgen. Im Juni 1932 kostete eine der üblichen  Viereckzeltbahnen bei Tadep in „Ia Qualität" 7,50 Reichsmark; ein  „Kohtenstück" war mit 19,90 Reichsmark aber mehr als zweieinhalbmal so  teuer.25) Wie Sändi (Helmut Sandvoss) in ZEITUNG 2/2002 berichtet (in:  Wir wollten doch einfach nur auf Fahrt gehen!), hatte er damals als  Handlungsgehilfe (Einzelhandelskaufmann) einen Stundenlohn von 0,60  Reichsmark; ein Lehrling erhielt 5 Reichsmark im Monat! - Der  „Siegeszug" der Kohte hat sich mit Sicherheit erst nach 1945 ereignet.  


Anzeige aus dem Eisbrecher, Heft 2 (Mai), 1934  
Anzeige aus dem Eisbrecher, Heft 2 (Mai), 1934
 
== Und wer erfand das Kohtenkreuz? ==
== Und wer erfand das Kohtenkreuz? ==


19.711

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