Über die King-Hussein-Bridge ins Westjordanland

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Es hat seine Zeit gedauert, eine Bewilligung zu bekommen, über die King-Hussein-Bridge nach Isreal zu reisen. Oder besser gesagt ins Westjordenland einzureisen. Für die jordanische Seite ist es mir nicht erlaubt das Westjoradnland in Richtung Israel zu verlassen. Ich könnte nicht mehr zurückkehren nach Jordanien. Für mich ist dieser Weg also eine Einbahnstraße, die aber hoffentlich so funktioniert, wie ich mir das gedacht habe.

Von anderen Reisenden habe gehört, dass es nicht möglich sein, die King-Hussein-Bridge mit dem eigenen Fahrzeug zu erreichen, geschweige denn zu überqueren. Aber wozu habe ich meine amtlich gestempelte Bewilligung, die mir die Ausreise ins Westjordanland erlaubt, auf die ich immerhin fast eine Woche in Amman gewartet habe. Besser sollte ich den Bus von Amman nach Jericho nehmen, meint ein Reisebekannte. Das hatte ich mir bereits angesehen, aber die nehmen keine Fahrräder mit. Mit der Begründung, dass ich dieses gar nicht ausführen dürfte.

Ja dann wollen wir mal sehen. Ich nehme meine Bewilligung, meine Satteltaschen, mein Fahrrad und breche von Amman aus auf ans Tote Meer. Amman liegt auf einer Höhe von etwa 800 Meter über dem Meer, das Tote Meer liegt 400 Meter unter dem Meersspiegel. Tendenz fallend, weil Israel und Jordanien immer weniger Wasser über den Jordan ins Tote Meer gelangen lassen.

Für die nächsten 50 km kann ich also Downhill fahren. Schon bald sehe ich den ersten Kontrollposten auf meinem Weg zur Grenze. Ich zeige meine Papiere samt Bewilligung der WEiterreise vor und werde durchgelassen. Und so einfach und problemlos geht es mir auch an den nächsten Kontrollen.

Am letzten Posten vor der Grenze angekommen erkundige ich mich, wie es ab hier weiter geht. Heute nicht mehr und mit dem Fahrrad auf jeden Fall nicht, die Überquerung der Brücke ist nur in den dafür vorgesehenen Linienbussen möglich. Mit dem eigenen Fahrzeug darf die Brücke nicht passiert werden. Da hilft mir auch mein amtlich bestätigtes Schreiben nicht mehr weiter. Aber es ist erlaubt, mein Fahrrad als Gepäck in den Bus zu verladen. Ich kann morgen früh wieder kommen, wenn die Grenze geöffnet hat.

Für die nötige Übernachtung werde ich von ein paar jungen Palästinänsern eingeladen. Wir landen in einer Art geschlossenem Restaurant, ich kann mir in einer Ecke mein Lager richten. Wir kommen so gut es geht ins Gespräch, wir spielen Karten und spät in der Nacht gibt es noch ein gemeinsames Essen.

Sie erzählen mir, wie schwer es für sie ist, über die Grenze zu kommen und prophezeien mir, dass das mit dem Fahrrad und der Grenze nicht funktionieren wird.

Geschlafen hätte ich lieber im Zelt. In dem warmen Gebäude fressen mich die Mücken. Erst als ich mich ins Freie lege wird es besser. Bereits morgens um fünf Uhr bin ich auf den Beinen.

Und um halb sieben stehe ich bereits an der jordanischen Grenzstation. Geöffnet wird um halb neun. Erst dann trudeln die ersten Busse ein. Nur sind das alles irgendwelche Mini-Busse, ohne Gepäckfach oder Gepäckträger. Wie soll das gehen? Von den Busfahrern bekomme ich die lapidare Auskunft, später, später, als ich ankündige, das Fahrrad muss irgendwie mit rein in den Bus.

Alleine könnte ich sofort mit, mit dem Fahrrad will mich jeder zum nachfolgenden Bus schicken. Letztendlich war der Trick, ein zweites Ticket für mein Fahrrad zu lösen, damit dieses seinen eigenen Sitz in Mitten des Busses bekommt.

Die Fahrt über die King-Hussein-Bridge ist ereignislos und kurz, das Rinnsal des einst mächtigen Jordan kaum wahrnehmbar. Ich komme mir vor, wie beim Austausch der Spione am Checkpoint Charlie. Auf der einen Seite der Brücke die Jordanier mit Maschinenpistolen. Sie würdigen uns keines Blickes. Auf der anderen Seite der Brücke ebenso gut bewaffnete Israelis. Auf israelischer Seite nennt sich die Brücke Allenby-Bridge. Und schnell erreichen wir die dortige Abfertigungsstation. Die Menschen werden hier in zwei Klassen eingeteilt, Palästinenser und Touristen. Erstere haben es schwer, um von Jordanien ins Westjordanland zu kommen, wo sie vielleicht arbeiten, vielleicht Familie haben. Nicht mal ein Kugelschreiber dürfen sie mitnehmen, die strengen Leibesvisitationen und Schikanen sind nur zu erahnen. In den Augen der Israeli ist jeder ein potentieller Terrorist.

Die Touristen haben es einfach. Kurz durch den Körperscanner, eine Gespäckkontrolle wie am Flughafen. Satteltaschen und Fahrrad gebe ich ab, diese wandern in einen schwarzen Tunnel und kommen auf der anderen Seite wieder heraus. Es bleibt die Passkontrolle und ich bin offiziell in Westjordanland eingereist, die Weiterreise nach Israel steht mir zumindest von deren Seite offen.

Noch durch die Absperrgitter vor der Passkontrolle frägt ein Amerikaner, wem denn das Fahrrad gehöre und wie das auf die israelische Seite der Grenze käme. Er versuche bereits seit mehreren Tagen sein Fahrrad von Amman hier herüber zu bekommen und es will ihm nicht gelingen. Mein einzigster Rat an ihn ist: einfach losfahren, wird schon gut gehen. Aber vielleicht hatte ich einfach nur Glück und den richtigen Moment erwischt.

Allerdings ist die Weiterfahrt durch das Sperrgebiet bis Jericho nur mit dem Taxi erlaubt. Vielleicht auch mit dem Bus, das war aber irgendwie nicht zu klären. Jedenfalls durfte ich nicht selbst Fahrrad fahren. Die Taxifahrer wiederum wissen um ihre Position. In aller Regel fahren Sie ihre Gäste bis nach Jerusalem. Will jemand in Jericho aussteigen, dann darf er das, aber die Fahrt zahlt er bis nach Jerusalem, schließlich bleibt sein Platz in aller Regel leer.

Da ich nix zu verschenken habe, mir die 1200 Höhenmeter für den Nachmittag sportlich erscheinen und ich mein großes Etappenziel für die Radtour in Hadera bereits deutlich vor Augen sehe, lasse ich mich von dem Taxi bis nach Jerusalem chauffieren.

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