Rückflug von Tel Aviv

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Meine Reise neigt sich dem Ende zu. Ich radele die letzten Meter mit vollem Gepäck zum Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv. Die anlage ist recht überschaubar und im Abfertigungsgebäudes kann ich auch mein Ticket in die Heimat buchen. Ein bisschen was wie am Schalter am Bahnhof, du ziehst dir einfach eine Karte für den nächsten Flug auf deiner Strecke. Da Basel oder Strasbourg nicht verfügbar sind, buche ich für den gleichen Tag einen Linienflug der Lufthansa nach Frankfurt. 20 kg Fluggepäck habe ich frei, das reicht für das Fahrrad, der Rest muss esben ins Handgepäck. Es bleibt mir reichlich Zeit, den Tag am Flughafen zu vertrödeln, bis am Nachmittag schließlich der Rückflug nach Hause aufgerufen werden wird.

Ich stelle das Fahrrad samt Gepäck in der Halle des Flughafens ab und setze mich etwas weiter auf eine Bank. Es dauert nicht lange, bis ich vom Sicherheitspersonal angesprochen werde, ob das mein Fahrrad und Gepäck dort drüben in der Ecke sei. Ja, warum? Weil es untersagt sei, sich von seinem Gepäck zu entfernen und dieses im Flughafen abzustellen.

Da ich immer noch ein paar Stunden Zeit bis zum Abflug habe, verlasse ich die Flughafenhalle und schaue mich um, wo ich nun mich und mein Fahrrad unterbringe. Ich beschließe, ins angrenzende Café zu gehen und stelle mein Fahrrad samt Gepäck dort an der Fensterfront ab. Und um dieses auch im Blick zu haben, setze ich mich drinnen an den Fenstertisch, um mein Gepäck im Blick zu haben. Ich und mein Fahrrad sind so also nur durch eine Glasscheibe getrennt. Das ist meinem Sinne und hoffentlich auch im Sinne der Sicherheitsvorschriften.

Weit gefehlt. Es dauert wieder nicht lange, bis ein Sicherheitsmitarbeiter des Flughafens ins Café kommt und sich erkundigt, wem das Fahrrad vor dem Fenster gehört. Mir, warum? Weil es untersagt sei, sich von seinem Gepäck zu entfernen und dieses vor dem Flughafen abzustellen.

Wird das die nächsten Stunden so weitergehen? Was wir denn nun am besten mit Fashrrad und Gepäck machen, frage ich. Wie wäre es mit Einchecken? Ich bin etwas verwundert. Immerhin sind es noch über drei Stunden, bis mein Flug aufgerufen wird. Die Flughafenhalle ist leer und kein Mensch weit und breit. Der Flughafen Ben Gurion gehört eher zu der ruhigeren Sorte. Dennoch weist mir der Sicherheitsmensch den Weg zum richtigen Einlass und ich hangele mich durch Absperrungen und Gatter mit Fahrrad und Gepäck zur Sicherheitskontrolle.

Ich erkundige mich, ob ich schon einchecken könne, auch wenn der Flug noch eine Weile auf sich warten lässt und auch sonst kein Mensch da ist. Kurzerhand bekomme ich eine Beamtin und einen Beamten zugewiesen, die sich um mich kümmern sollen. Und das wird nun auch bis zum Abflug meine persönliche Betreuung sein.

Papiere, Gepäckkontrolle, Befragung. Das soll nun drei Stunden dauern und man mag sich das anstrengend vorstellen. Aber ich denke einfach drei Stunden im Wartebereich zu sitzen und nichts zu tun zu haben, wäre langweiliger gewesen. So wird als erstes mein Pass kontrolliert. Die Ausfertigung, in der nur das Visum von Isreal liegt, aus dem hervorgeht, dass ich zuletzt über Ägypten eingereist bin. Der zweite Reisepass mit all den Visas der israelischen Feinde, unter anderem Jordanien und Syrien, ruht in einer Zwischenwand meines Fotokoffers. Davon erzähle ich erstmal nichts.

Die Gepäckkontrolle ist mir fast etwas peinlich. In den Satteltaschen liegen abgenutze Klamotten, nicht alle ordentlich gewaschen, ein heruntergekommener Schlafsack, in dem ich seit dreieinhalb Monaten meist ungewaschen geschlafen und geschwitzt habe. Und es wird alles kontrolliert, bis zur letzten Unterhose. Der Fotokoffer kommt zum Röntgen. Die Filme darf ich heraus nehmen. Zurück vom Röntgen präsentiert man mir den versteckten Reisepass. Die Befragung wird intensiver, wo ich herkomme, warum ich in Syrien und Jordanien war, wen ich dort kenne oder kennengelernt habe, auf welchem Weg ich nach Israel eingereist sei und ob das überhaupt möglich sei.

Immer mehr habe ich das Gefühl die beiden Beamten sind einfach nur neugierig und fragen nicht, weil sie mich für ein Risiko halten, sondern neugierg auf meine zurückliegende Reise sind. Das Gespräch ist angenehm und geht so seinen Weg. Die meisten Fragen beantworte ich bereitwillig. Andere ignoriere ich. So wollen die Beamten auch wissen, mit wem ich in Isreal in Kontakt stand, wen ichj da besucht habe, mit wem ich Zeit verbracht habe. Das ginge sie nichts an, stelle ich fest. Meine Antwort wird ohne Nachfrage akzeptiert. Die Fragen kehren zurück zu Syrien und Jordanien. Für einen Israeli ist es undenkbar in diese arabischen Länder zu reisen. Ob ich keine Angst gehabt hätte, ob das nicht eine sehr gefährliche Reise gewesen wäre?

Beide Seiten, die israelische und die arabische, palästinänsiche Bevölkerung haben jeweils vor dem anderen Angst. Ich denke zurück an das Seminar mit jüdischen und muslimischen Jugendlichen, die gemeinsame Projekte angehen, um die Scheu und die Angst zu überwinden, um im Gegenüber einfach den Mensch zu entdecken. Das wird noch ein langer Weg werden.

Auch mein Fahrrad kommt zum Röntgen und ich zur Leibesvisitation. Diese fällt allerdings wenig aufdringlich aus, zumindest muss ich mich nicht ganz nackig machen.

Langsam füllt sich die Abflughalle und die Sicherheitskontrolle mit Menschen. Keiner wird so intensiv kontrolliert wie ich. Vermutlich hat auch niemand die spannende Geschichte zu erzählen, dass er mit dem Fahrrad rund ums Mittelmeer über Feindesland nach Israel eingeereist ist. Abeer was passiert nun mit mir und meinem Gepäck? Dazu muss der Vorgesetzte befragt werden, der zu dem Schluß kommt, es sei alles in Ordnung, nur müsse ich mein komplettes Gepäck als Fluggepäck einchecken. Ich dürfe kein Handgepäck mit ins Flugzeug nehmen.

Ob das ein guter Plan ist? Um mein Gespäck habe ich wenig Sorgen, nur die Fotoausrüstung, vor allem die Dia-Filme hätte ich gerne bei mir. Und in Summe reise ich mit 40 kg Gepäck. 20 kg Fluggepäck erlaubt mir die Lufthansa. Bleiben also 20 kg Übergepäck. Das könnte teuer werden. Die Verhandlungen zwischen mit und dem Chef der Sicherheitskontrolle ziehen sich hin. Ich ringe ihm ab, dass der Fotokoffer ins Handgepäck darf, ausser der dicke Blitz, der ist ihm nicht geheuer, den könne selbst die Röntgenanlage nicht komplett durchleuchten, also müsse er ins Fluggepäck. OK, daran soll es nicht scheitern. Bleiben also mit 35 kg für Fahrrad und Satteltaschen nur 15 kg über der erlaubten Grenze. Das solle nicht mein Problem sein. Der Flug zurück nach Deutschlad ist mittlerweile aufgerufen, die meisten Passagiere sind breits an Bord, ich bekomme eine persönliche Begleitung bis fast zum Flieger. Selbst muss ich nur den Fotokoffer tragen, meine Satteltaschen und das Fahrrad tragen, bzw. schieben meine beiden Sicherheitsbeamten. Deren Chef regelt, dass alles ohne weiteren Aufpreis von der Lufthansa im Fluggepäck transport wird. So ist mir das auch recht. Nach einem spannenden, eigentlich sehr unterhaltsamen Nachmittag kann ich unbeschwert meine lange Reise abschließen und in den Flug zurück nach Frankfurt steigen.