World Scout Jamboree 2023

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Berichterstattung

Die Medien berichten von dem World Scout Jamboree in Korea mit Überschriften wie z.B. Horrorlager, Pfadfinder fliehen vor Taifun und beziehen sich dabei ausschließlich auf die stärkste Hitzewelle seit Jahren in Korea, Anlaufschwierigkeiten und den herannahenden Taifun Khnaun. Unser Tochter (17 Jahre) ist mittendrin dabei.

50.000 jungen Menschen treffen sich auf dem weltgrößten Jugendzeltlager zum Austauch in 158 Nationen dieser Welt. Wir bekommen auf dem direkten Weg wenig Nachrichten von unserer Tochter. Zu sehr genießt sie dieses Treffen, für das sie zwei Jahre gearbeitet und gespart hat.

Die Bilder abseits der Nachrichten zeigen glückliche junge Pfafdinder*innen, die gemeinsam am erleben, tanzen, feiern, lachen, lernen und vor allem beim Kennenlernen unterschiedlicher Nationen sind. Es ist der Auftrag, der Pfadfinder, den Frieden in die Welt zu tragen und genau das passiert gerade bei allen Schwierigkeiten auf der Veranstaltung in Südkorea. Egal, welche Herkunft, Religion oder sonstige Weltanschauung, die jungen Menschen gehen aufeinander zu, lassen sich an ihren Kulturen teilhaben, lernen die anderen kennen und wertschätzen.

Die anfänglichen Schwierigkeiten von der Organisation des großen Zeltlagers haben die Verantwortlichen angesprochen und in die Hand genommen. Dass die Prozesse in dieser Größenordnung nicht direkt rund laufen sondern stetig angepasst werden müssen, ist bei solch einem Zeltlager eher die Regel, als die Ausnahme, aber bewältigbar.

Sofort reagiert hatten die koreanischen Pfadfinder, der Weltverband der Pfadfinder, die koreanische Regierung und sogar die Bevölkerung vor Ort, um die ungeahnte Hitewelle wenigstens abzumildern, so dass alle Teilnehmer*innen sich auf das Programm und den Austausch einlassen konnten. Es läuft das meiste bereits rund, als Taifun Khanun die Richtung ändert und direkt Kurs auf den Zeltlagerplatz in Saemangeum nimmt. Zwei Tage haben die Pfadfinder Zeit, das Zeltlager zu räumen und sich in Sicherheit zu bringen. Die Größe der Veranstaltung mit 50.000 Menschen auf 9 km² Fläche entspricht der Größe von Offenburg. Stellt euch vor, all diese Menschen müssten bis morgen evakuiert und in andere Quartiere gebracht werden, um sie vor einem Taifun zu retten. Das würden wir gar nicht schaffen.

Die Pfadfinder machen das zusammen mit den koreanischen Behörden in aller Ruhe. Das Gelände wird aufgeräumt, die Zelte abgebaut und am frühen morgen stehen 1.000 Busse bereit, die einer nach dem anderen die vielen Gruppen in sichere Unterkünfte rund um Seoul bringen. Stellt euch die Logisitk vor, von einem auf dem anderen Tag 1.000 Busse parat zu haben, eine Struktur zu haben, dass jede Gruppe zusammen mit ihrem Gepäck im richtigen Buss sitzt, den Abreiseverkehr zu regeln und nichts zurückzulassen, ausser dem Dank an eine großartige Veranstaltung der Völkerverständigung. Die neuen Unterkünfte finden sich zumeist in Universitäten und den zugehörigen Studentenwohnheimen in festen Gebäuden zum Schutz vor dem Taifun. Dort muss die komplette Logistik wieder hochgefahren werden. Zehntausende von Jugendlichen brauchen einen Platz zum Schlafen, sanitäre Anlagen und vor allem zu Essen. Auch dies zu organisieren gelingt den Koreanern reibungslos von einem Tag auf den anderen. Ich ziehe den Hut vor dieser Leistung.

Und das Jamboree ist noch nicht zuende. Nun gilt es das Programm umzustricken, neu zu strukturieren. Bereits am Tag nach der Evakuierung geht es weiter, an anderen Orten, aber dennoch so, als sein nichts gewesen. Die Teilnehmer machen weiter mit erleben, tanzen, feiern, lachen, kennenlernen.

Am 12.08. wird dann wie geplant die große Abschlussveranstaltung sein, zu der nocheinmal alle 50.000 jungen Menschen zusammenkommen und zusammen eine großartige Veranstaltung beschließen, von der sie mit unendlich vielen Erlebnisse, Erfahrungen nach Hause zurückkehren, die Welt in ihrem Herzen. Und davon werden die Kinder und Jugendlichen ein Leben lang zehren. Vielleicht sogar in Form von Freundschaften in aller Welt, die noch lange Tragen und zeigen, dass wir alle Menschen sind, egal, wo wir herkommen.