Kohlenstoffmonoxidvergiftung

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Jurte, Kohte, Tipi, Lavvu und andere Zelte, die ihren Ursprung aus dem Leben der Nomaden haben, werden seit tausenden von Jahren mit Feuer beheizt. Später haben dann Öfen Einzug in diese Zelte gehalten. Bei allen kohlenstoffhaltigen Brennstoffen besteht jedoch grundsätzlich die Gefahr einer Kohlenstoffmonoxidvergiftung (Kohlenstoffmonoxidintoxikation).

Kohlenstoffmonoxidvergiftung

Was ist Kohlenstoffmonoxid?

Kohlenstoffmonoxid (CO), umgangssprachlich auch Kohlenmonoxid, ist ein farb-, geschmack- und geruchloses Gas. Es ist giftig!

Wodurch entsteht Kohlenstoffmonoxid?

Es entsteht bei der unvollständigen Verbrennung von kohlenstoffhaltigen Materialien, bei hohen Temperaturen oder einer geringen Sauerstoffzufuhr.

Ein normales Lagerfeuer, welches gut brennt und wenig schwelendes Holz enthält, erzeugt evtl. viel Rauchgase, aber wenig Kohlenstoffmonoxid.

Kohlen und Briketts erzeugen in aller Regel mehr Kohlenstoffmonoxid, jedoch wenig Rauchgase.

Vor der Einführung des Katalysators konnten Fahrzeug-Motoren CO-Konzentrationen bis zu 10% ausstoßen. Heute sind dies nur noch 0,3%.

Stromgeneratoren (Notstrom-Aggregate), welche mit fossilen Brennstoffen betrieben werden können eine hohe Konzentration an CO abgeben.

Was bewirkt Kohlenstoffmonoxid?

Das Gas ist giftig. Es unterbindet den Sauerstofftransport im Blut. Eine Kohlenstoffmonoxidvergiftung kann innerhalb kurzer Zeit tödlich sein.

Welches sind die Syptome einer Kohlenstoffmonixvergiftung?

Wirkung von Kohlenstoffmonoxid in Abhängigkeit von der Umgebungskonzentration in Teilen pro Million:

Konzentration Symptome
35 ppm (0,0035 %) Kopfschmerzen und Schwindel innerhalb von 6-8 Stunden
100 ppm (0,01 %) Leichte Kopfschmerzen in 2-3 Stunden
200 ppm (0,02 %) Leichte Kopfschmerzen innerhalb von 2-3 Stunden, Verlust des Urteilsvermögens
400 ppm (0,04 %) Starke Kopfschmerzen innerhalb 1-2 Stunden
800 ppm (0,08 %) Schwindel, Übelkeit und Krämpfe innerhalb von 45 min, Bewusstlosigkeit innerhalb von 2 Stunden
1.600 ppm (0,16 %) Kopfschmerzen, erhöhte Herzfrequenz, Schwindel und Übelkeit innerhalb von 20 min, Tod in weniger als 2 Stunden
3.200 ppm (0,32 %) Kopfschmerzen, Schwindel und Übelkeit in 5-10 Minuten. Tod innerhalb von 30 Minuten.
6.400 ppm (0,64 %) Kopfschmerzen und Schwindel in 1-2 Minuten. Krampfanfälle, Atemstillstand und Tod in weniger als 20 Minuten.
12.800 ppm (1,28 %) Bewusstlosigkeit nach 2-3 Atemzügen. Tod in weniger als 3 Minuten.

Welche Gefahr besteht in einer Jurte?

Besteht die Gefahr einer Vergiftung?

Ein Lagerfeuer in der Jurte erzeugt Rauchgase, je nach Qualität der Verbrennung entsteht dabei auch Kohlenstoffmonoxid. Dieses Gas ist etwa so schwer wie Luft und vermischt sich daher leicht mit dieser. Das Kohlenstoffmonoxid ist nicht wahrnehmbar und reichert sich in "Wolken" in der Umgebungsluft an.

Eine Jurte ist kein luftdichter Raum. Beim üblichen Gebrauch findet durch das Rauchloch ein steter Luftaustausch statt, der höhere Konzentrationen von Kohlenstoffmonoxid in der Jurte verhindert. Undichtigkeiten am Randbereich der Jurte, zwischen den Verbindungen der Planen und die Atmungsaktivität der Baumwollstoffe sorgen für einen steten Zustrom an frischer Luft, wenn die heißen Rauchgase nach oben entweichen. Brennt das Lagerfeuer schlecht, entstehen soviel Rauchgase, dass die Nutzer auf die schlechte Verbrennung aufmerksam werden, bevor größere Anreicherungen von Kohlenstoffmonoxid entstehen können.

Das Risiko steigt jedoch mit zunehmender Dichtigkeit der Jurte. Besonders bei Schneefall sind schnell alle Luftlöcher verschlossen. Die Sauerstoffzufuhr nimmt ab, die Verbrennung wird schlechter. Rauchgase strömen nur unzuverlässig ab. Kohlenstoffmonoxid kann sich im Zelt anreichern.

Bei der Verwendung von Zeltöfen besteht ebenfalls eine nur geringe Gefahr einer Vergiftung. Werden diese Öfen korrekt betrieben, so strömen die Rauchgase durch die Rauchrohre ins Freie. Dadurch wird auch evtl. enstehendes Kohlenstoffmonoxid nach außen abgeführt. Es ist darauf zu achten, dass entsprechend Frischluft ins Zelt und zum Ofen strömen kann.

In Zeltöfen dürfen keine Briketts oder ähnliche Berennstoffe verwendet werden. Damit entwickelt ein Ofen keine ausreichende Thermik, das Kohlenstoffmonoxid einer unvollständigen Verbrennung strömt direkt aus dem Ofen und reichert sich in der Luft im Zelt. So können schnell kritische Werte erreicht werden.

Besteht eine Explosionsgefahr?

Kohlenstoffmonoxid ist ein leicht entzündliches Gas. Die untere Explosionsgrenze liegt allerdings bei einem Anteil von 12,5 Volumenprozent. Dieser Wert ist mit einem Feuer im Zelt nicht erreichbar.

Wie sind unsere Erfahrungen?

Seit vielen Jahren nutzen wir und viele andere Gruppen Feuerstellen in den Jurten (und anderen Feuerzelten), wie dies auch viele Kulturen unserer Welt über Jahrhunderte und Jahrtausende gepflegt hatten. Manchmal gab es dabei Situationen, in denen das Feuer nicht richtig brennen wollte, weil nur nasses Holz zu Verfügung stand oder die Wetterverhältnisse keinen ordentlichen Rauchabzug zuließen (so zieht z.B. bei Nebel der Rauch kaum durchs Rauchloch des Zeltes ab). Vergiftungen durch Kohlenstoffmonoxid sind dabei nicht aufgetreten und uns ist kein Fall bekannt, in dem ein Feuer oder Zeltofen Ursache einer solchen Vergiftung war.

Welche Maßnahmen beugen einer Kohlenstoffmonoxidvergiftung vor?

  • Geeignetes Brennholz (trocken, abgelagert)
  • Verzicht auf Briketts, Holzkohlen im Zelt
  • Ausreichende Belüftung im Zelt
  • Verwendung von geeigneten und intakten Zeltöfen
  • Feuerwache
  • Feuerstellen und Öfen löschen, wenn im Zelt geschlafen wird
  • Verwendung von geeigneten Warngeräten

Fazit

Theoretisch besteht bei einem Feuer im Zelt das Risiko einer Vergiftung durch Kohlenstoffmonid mit leichten bis schwerwiegenden Folgen.

Bei einem bewussten Umgang mit Feuer im Zelt und dem Einsatz geeigneter Zeltöfen sehen wir keine große Gefahr einer Kohlenstoffmonoxidvergiftung.

Wir raten jedoch dazu, aus Sicherheitsgründen ein Feuer oder Ofen vor dem Schlafengehen im Zelt zu löschen oder eine Feuerwache für den korrekten Betrieb eines Lagerfeuers oder Zeltofens einzuteilen.

Eine weitere Option ist der Einsatz eines CO-Melders.