Aufbau einer Jurte

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Großjurte in Naturell mit Jurtengerüst

Wie baue ich eine Jurte auf? Dazu gibt es bereits viele Texte in diesem Wiki, welche entweder das grundlegende Vorgehen beschreiben, oder viele Details einzeln beschreiben. Dazu gibt es zu vielen Schritten Videos von uns auf Youtube, welche zeigen, wie einzelne Schritte umgesetzt werden. Dieser Artikel soll versuchen, all dies etwas zusammenzufassen. Vor allem für Einsteiger*innen dürfte die Zusammenfassung hilfreich sein, aber vielleicht findet auch der / die Fortgeschrittene noch einen hilfreichen Tipp.

Das Lesen, den Links zu folgen, oder die Videos anzusehen wird also etwas Zeit benötigen, aber danach hast du das nötige Handwerkszeug, um deine Jurte einfach und zuverlässig aufzustellen.

Welches Material benötige ich für den Aufbau einer Jurte?

Je nach Modell, Größe und Zusammenstellung unterscheiden sich die verwendeten Materialien für eine Jurte. Hier findest du die üblichsten Varianten in unseren Stücklisten

Grundsätzlicher Ablauf für den Aufbau einer Jurte

Im Wesentlichen ist der Ablauf einer Jurte immer gleich. Allerdings unterscheidet sich bei unterschiedlichen Menschen die Herangehensweise deutlich (oder nur in Details), so das jede*r seinen/ihren eigenen Weg dinden muss, um eine Jurte aufzustellen. Wir versuchen einen einfachen Weg aufzuzeigen, es gibt jedoch mehrere Lösungen, die zum Ziel führen.

Großjurte von Tortuga

Aufbau einer Jurte am Beispiel einer Großjurte

Die Schlaufenjurte / Variojurte von Tortuga (Verbindungssystem mit Schlingen und Ösen)

Die Variojurte von Tortuga

Die Schlaufenjurte von Seegler

Die Schlaufenjurte 900 cm von Seegler

Vorbereitungen

Kommt die Jurte direkt aus der Näherei, oder wird sie zum Einlagern immer wieder weitestsgehend aufgeräumt, dann sind zum Aufbau einige Vorbereitungen nötig.

Abspannseile richten

Abspannseile richten, Holzspanner einknoten

Schlinge in das Hochziehseil binden

Achterschlinge in das Hochziehseil einbinden

Das Dach auslegen

Ein Komplettdach kannst du am Stück auslegen. Halbdächer oder einzelne Kohtenblätter verbindest du zuerst wie bei einer Kohte mit Schlaufen und Ösen. Lege das fertige Dach mit der Außenseite nach oben auf dem Boden aus. Je akkurater du dabei bist, umso besser steht deine Jurte später. Es entsteht ein gleichmäßiges Zwölfeck, die Grundform einer Jurte. Bei der Großjurte sind es entsprechend 16 Ecken.

Schau dir das Dach genau an. Von jeder Ecke geht eine Naht zur Mitte zum Rauchloch hin. Die gedachte Verlängerung dieser Naht zeigt dir später, wo der Hering und damit auch die Abspannschnur hin soll.

Abspannschnüre befestigen

Es gibt zwei verschiedene Varianten, wie der Rand der Jurtendächer gefertigt wird. Inzwischen sind meist die Jurtendächer mit Traufkante gebräuchlich. Folgendes Video diskutiert, wie dort die Abspannschnüre angebracht werden.

Jurtendach mit Traufkante richtig abspannen

Die nutzbare Länge deiner Abspannschnüre sollten etwa die anderthalbfache Länge der Aufstellstäbe haben. Befestige ein Ende am D-Ring (oder Öse) des Jurtendaches und das andere am Hering. Ob du später von oben nach unten spannst oder umgekehrt ist reine Geschmackssache. Bei einer Jurte mit der Seitenwandhöhe von 165 cm misst die Abspannschur etwa 300 cm, bei einer Seitenwandhöhe von 205 cm benötigst du 450 cm für die Abspannschüre. Die mitglieferten Abspannschnüre werden mit einem Holzspanner gespannt, alternativ kannst du einen Abspannknoten verwenden

Der Abspannknoten

Aufstellstäbe

Die Länge der Aufstellstäbe (Seitenstangen) sollte der Höhe der verwendeten Seitenplanen entsprechen. Die Teleskopstangen kannst du je nach benötigtem Maß einstellen. Die normalen Seitenplanen (Viereck- oder Doppelzeltbahn) haben eine Höhe von ca. 165 cm. In Verbindung mit Fensterelementen oder mit den hohen Seitenplanen (Superviereck- oder Superdoppelzeltbahn XL) kommst du auf ca. 205 cm Seitenhöhe.

Nimm deine Aufstellstäbe und lege sie mit der Spitze an die D-Ringe des Daches (bei einem Dach mit Traufkante) bzw. an die Ösen (bei einem Dach ohne Traufkante). Lege die Aufstellstäbe so, dass sie im Geiste die Linie der oben genannten Naht nach außen verlängern. Deine Stangen liegen also sternförmig um das Dach herum und zeigen alle auf den Mittelpunkt der Jurte. Am Fuß der Aufstellstäbe ist der richtige Punkt für die Heringe. In festem Boden eignen sich die T-Profilheringe, in der weichen Wiese halten ordentliche Holzpflöcke manchmal besser. Die Heringe schlägst du zu einem guten Teil in den Boden ein.

Alternative Jurtengerüst

Das Jurtengerüst ist eine Option für den Aufbau einer Jurte auf festem Untergrund, wenn es schwer ist, Heringe zu verwenden. Ebenso bringt das Jurtengerüst einige Vorteile beim langfristigen Aufbei einer Jurte. Aber das soll hier nur der vollständigkeit erwähnt werden. Details finden sich in den verlinkten Informationen zum Jurtengerüst.

Eine Jurte mit Jurtengerüst aufstellen

Das Dach abspannen

Seitenstangen aufstellen

Als nächstes kannst du bereits deine Seitenstangen aufstellen und somit den Rand des Daches auf das gewünschte Maß anheben. Bis hierher bist du alleine gut zurecht gekommen. Mit etwas Erfahrung könntest du alleine weitermachen. Es ist jedoch sehr hilfreich ein oder zwei weitere Menschen hinzu zu bitten. Diese können dir jetzt die Stangen halten. Stelle eine beliebige Stange auf, indem du die Spitze in die Öse des Daches steckst und dann die Stange von innen heraus in die Senkrechts bringst. Wenn ihr zu zweit seid, macht dein Partner dies gleichzeitig an der gegenüber liegenden Stange. Alleine machst du einfach an dieser Stelle weiter.

Die nächsten zwei Stangen sind jeweils die in der Mitte zwischen den schon stehenden. So stellst du alle zwölf (sechszehn) Aufstellstäbe auf. Dadurch, dass die Abspannschüre schon an Dach und Hering befestigt sind steht dein Jurtendach nun schon in der Luft. In der Mitte hängt es wie eine Zisterne nach unten durch.

In dem Moment ist das Gebilde noch wackelig und anfällig für Wind (deswegen besser zwei Helfer, welche je eine Stange halten). Aber sobald du die Abspannschnüre gleichmäßig gespannt hast, steht das Dach von alleine.

Warum ist das Dach mal straff, mal locker?

Tentipi Safir 9 CP

Spinne oder Kreuz

Die Jurtenspinne im Rauchloch einer Großjurte

In das Rauchloch in der Mitte der Dachplane hängst du die Jurtenspinne ein. Bei der normalen Jurte sind dies sechs Kettenarme, bei der Großjurte hat diese Spinne acht Arme. Mit den Schäkeln kannst du die Kette sowohl an D-Ringen, wie auch an Ösen befestigen. Bei einem Dach aus einzelnen Kohtenblättern achtest du darauf, jeweils zwei Ösen mit einem Schäkel zu verbinden.

Statt der Jurtenspinne kannst du auch ein Jurtenkreuz verwenden. Dieses hängst du mit den Riegeln in Öse oder D-Ring ein. In den Karabiner im Zentrum der Jurtenspinne bindest du das lange Seil ein. Es dient dir später zum hochziehen des Jurtendaches.

Jurtenkreuz binden

Weitere Infos zu Ketten

Tentipi Safir 9 CP

Mittelstangen

Was ist besser? Ein Einbein, Zweibein oder Dreibein? Das hängt ganz von deinem Vorlieben oder dem Einsatzzweck deiner Jurte ab. Der verlinkte Artikel zeigt dir im Detail die verschiedenen Vor- und Nachteile der Varianten auf.

Selbst bevorzughen wir meist die Variante mit einem Zweibein. Für die meisten Anwendungen ist das stabil genug, es ist ein Kompromiss in der Menge des verwendeten Materials und lässt sich gut nachspannen, wie das folgende Video zeigt.

Jurtendach mit Zweibein richtig spannen

Knoten und Bünde für die Mittelstangen

Je nachdem, ob du dich für ein, zwei oder drei Jurtenstangen in der Mitte der Jurte entschieden hast, benötigst du unterschiedliche Knoten und Bünde, um diese Stangen zu verbinden und eine Rolle zu befestigen, durch die später das Hochzielseil gezogen wird.

Bund für ein Einbein

Bei einem Einbein ist die größte Schwierigkeit eine Blockseilrolle für das Hochziehseil so anzubringen, dass nicht alles wieder nach unten durchrutscht. Bei einem kleinen Baumstämmchen mit rauher Ringe ist das eingach, bei einer glatten Steckstange schon aufwendiger.

Bund für ein Einbein mit Blockseilrolle

Der Bund für ein Zweibein

Das Zweibein ist ein praktischer Kompromis für die Jurte. Die wichtigste Frage hierbei ist, Wie hoch sitzt der Bund? Denn davon hängt letztendlich ab, in welcher Höher du deine Jurten-Abdeckplane anbringen kannst.

Bund für ein Zweibein

Bund für ein Dreibein

Auch beim Dreibeinbund ist es wichtig vorher die Höhe festzulegen, wo gebunden werden soll. Siehe: Wie hoch sitzt der Bund?

Dreibeinbund

Das Hochziehseil an einer Mittelstangen befestigen

Die Mittelstangen aufstellen

Ein Einbein aufstellen

Bevor du die Mittelstange aufstellen kannst, bindest du mit dem kurzen Seil die Blockseilrolle nahe dem oberen Ende der Stange an. Durch diese Rolle fädelst du auch das lange Seil hindurch. Jetzt nimmst du die Mittelstange, läufst damit von außen unter das Jurtendach und steckst die Spitze aus dem Rauchloch heraus. Auch hier sind helfende Hände willkommen, denn es gilt die Mittelstange durch das Rauchloch senkrecht aufzurichten. Das geht am besten, wenn du beim Aufrichten der Mittelstange das Dach bereits etwas mit in die Höhe ziehst.

Steht deine Mittelstange gerade, kannst du das Jurtendach mit dem langen Seil ordentlich nach oben aufspannen. Geht das nicht richtig, bekommst du nicht alle Falten aus dem Dach oder hängt es an manchen Stellen sogar bedenklich durch? Prüfe deine Abspannpunkte (sprich Heringe). Liegen sie wirklich alle in der geraden Linie von Abspannseil und Naht im Dach? Wenn dies stimmt, dann kannst du durch leichtes variieren in der Stärke der Abspannung und dem Anheben des Daches dieses ordentlich aufspannen.

Ein Zweibein aufstellen

Rauchloch

Wie wird die Abdeckplane über dem Rauchloch befestigt?

Deine Jurtenabdeckplane besteht aus sieben Feldern und hat acht Ösen, um daran dünne Schnüre anzubringen. Wir verwenden in aller Regel Sisal (günstige Bindeschnur), das kannst du auf die gewünschte Länge zuschneiden und auch für viele andere Zwecke verwenden. Bei einer Jurte mit sechs Meter Durchmesser sollten die Schnüre etwa vier bis fünf Meter lang sein. Bei unseren Komplettpaketen liefern wir eine Rolle Flechtschnur mit, welche du zuschneiden und hierfür verwenden kannst.

Nun kannst du die Abdeckplane nach oben aufs Dach ziehen, in der Mitte hoch steigen, dich durchs Rauchloch zwängen und die Spitze der Abdeckplane um den Kreuzungspunkt der beiden Mittelstangen binden. Das ist recht umständlich, wir machen uns das Ganze etwas einfacher und nicht in schwindelnder Höhe.

Wichtig ist die Entscheidung, wie hoch die Abdeckplane später über dem Rauchloch hängen wird. Soll sie dicht schließen und der Stoff möglichst auf dem Jurtendach aufliegen? Oder soll ein mehr oder minder großer Spalt für den Rauchabzug bleiben? Das legst du bereits mit dem Bindepunkt der Mittelstangen fest. Denn idealerweise wird an dieser Stelle auch die Jurtenabdeckplane um die Stangen gebunden.

Und das geht eben am besten, wenn das Dach herabgelassen ist, dann hast du bequem die Füße auf dem Boden, kannst dir das Rauchloch um die Schultern hängen und alles entsprechend vorbereiten. Die Schnüre sollten nicht verheddert sein, sonst kommst du nachher von außen schwerer dran, wenn du das Dächlein über dem Rauchloch abspannen willst.

Zuletzt nimmst du deine acht Schnüre und legst die mit einem Spannknoten an die entsprechenden Abspannschnüre an. Welche die richtige ist, das musst du einfach ausprobieren. In der Theorie ist es jede zweite Abspannschnur, das hängt nun aber auch ein wenig von der Anbringung ab, wie der Stoff fällt und wie sich die Abdeckplane ziehen lässt. Zum Schluss sollte auf jeden Fall ein Segment der Jurtenabdeckplane überlappend abgespannt sein.

Du kannst die Abdeckplane eben auch so anbringen, dass deren Stoff auf dem Jurtendach aufliegt und so bestmöglich gegen den Regen schützt. Mittels der Schnüre kannst du die Jurtenabdeckplane jederzeit wieder zur Seite ziehen, z.B. die Hälfte (oder mehr oder weniger) aufziehen, den Rauch raus lassen und später wieder schließen.

Wie bei allem im Jurtenbau macht die Übung den Meister und die Freude am Experimentieren zeigt dir den für dich richtigen Weg.

Eingang

Werkzeug

Einpacken

Siehe auch