Rechtliches zu Jurtenburgen: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 14. Oktober 2012, 10:59 Uhr

Der Bau von Jurtenburgen unterliegt je nach Nutzung und Größe den Landesbauordnungen der einzelnen Bundesländer, bzw. den entsprechenden Verordnungen über Fliegende Bauten (Fliegender Bau).

Die Situation vor Ort differiert von Bundesland zu Bundesland und ebenso unter den jeweils zuständigen Baubehörden, bzw. der Einschätzung von deren Mitarbeiter. Es ist jedoch von einer Annäherung der Regelungen auszugehen, da die jeweiligen Ausführungsgenehmigungen für Fliegende Bauten von den Bundesländern untereinander anerkannt werden.

In aller Regel ist vor Errichtung einer Jurtenburg von mehr als 70 m² ein klärendes Gespräch mit den zuständigen Behörden angeraten. Die Grenzen in der Größe unterscheiden sich jedoch von Bundesland zu Bundesland.

Die für Fliegende Bauten vorgesehene Ausführungsgenehmigung gibt es für Kohten, Jurten und den daraus möglichen Jurtenburg nicht.

Im folgenden versuchen wir die Einzelheiten je nach Bundesland darzustellen und auf die entsprechenden rechtlichen Grundlagen zu verlinken.

Übersicht

Die folgende Tabelle zeigt die maximale Größe für "unbedeutende Fliegende Bauten" in den einzelnen Bundesländern

Bundesland Größe bis
Baden Württemberg 75 m²
Bayern 75 m²
Berlin 75 m²
Brandenburg 75 m²
Bremen 75 m²
Hamburg 75 m²
Hessen 100 m²
Mecklenburg-Vorpommern 75 m²
Niedersachsen ???
Nordrhein-Westfalen 75 m²
Rheinland-Pfalz 75 m²
Saarland 75 m²
Sachsen 75 m²
Sachsen-Anhalt 75 m²
Schleswig-Holstein 75 m²
Thüringen 75 m²

Baden-Württemberg

Landesbauordnung BW

darin §69 LBO über Fliegende Bauten

Verfahrensfreie Vorhaben sind

nach §79, Abs 8 bauliche Anlagen zur Freizeitgestaltung

a) Wohnwagen, Zelte und bauliche Anlagen, die keine Gebäude sind, auf Camping-, Zelt- und Wochenendplätzen

Richtline über den Bau und Betrieb Fliegender Bauten

FlBauR - Richtlinie über den Bau und Betrieb Fliegender Bauten

1.1 Die Richtlinie gilt für Fliegende Bauten nach § 69 Abs. 1 der Landesbauordnung für Baden-Württemberg (LBO). Die Richtlinie gilt nicht für Zelte, die als Camping- und Sanitätszelte verwendet werden sowie für Zelte mit einer überbauten Fläche bis zu 75 m2.

1.2.5 Zelte sind Anlagen, deren Hülle aus Planen (textile Flächengebilde, Folien) oder teilweise auch aus festen Bauteilen besteht.

am Beispiel der Stadt Esslingen

Merkblatt „Fliegende Bauten“ der Stadt Esslingen am Neckar

Fliegende Bauten sind bauliche Anlagen, die geeignet und bestimmt sind, an verschiedenen Orten wiederholt aufgestellt und abgebaut zu werden; hierzu zählen beispielsweise Zelte, Hütten, Karusselle, Tribünen, Überdachungen. Diese (mobilen) Bauten, ausgenommen unbedeutende Fliegende Bauten, bedürfen einer Ausführungsgenehmigung. Die Ausführungsgenehmigung ist in Baden-Württemberg beim TÜV-Süd in 70794 Filderstadt, Telefon 0711 7005-509, zu beantragen.

Unbedeutende Fliegende Bauten sind

  • Zelte mit einer Grundfläche bis 75 m²

Eine Ausführungsgenehmigung benötigen jedoch auch:

  • Aneinander gereihte Zelte, wenn insgesamt eine Grundfläche von mehr als 75 m² überbaut wird
  • Überdachungen und Vordächer mit oder ohne Aufbauten, wenn die Grundfläche größer als 75 m² oder die Höhe über 5 m ist

Fazit

Dies bedeutet, dass Jurtenburgen, welche aus einer Aneinanderreihung von einzelnen Jurten oder sonstigen Material nicht mehr als 75 m² Grundfläche haben sollten.

Jedoch sind Zelte auf Camping- und Zeltplätzen verfahrensfrei, ohne dass dabei eine Größenordnung benannt ist.

Auch ist nicht abschließend geklärt, ob Zelte immer fliegende Bauten sind, den die FlBauR bezieht sich explizit auf "Zelte, die fliegende Bauten sind". Gibt es also auch Zelte, die keine fliegende Bauten sind und wie groß dürfen diese also sein?

Bayern

Bayerische Bauordnung

Fliegende Bauten, Vollzug des Art. 72 Bayerische Bauordnung (BayBO)

Verfahrensfrei sind

nach Art. 57 (1) 9. d Wohnwagen, Zelte und bauliche Anlagen, die keine Gebäude sind, auf Camping-, Zelt- und Wochenendplätzen

nach Art. 57 (1) 12. f Zeltlager, die nach ihrem erkennbaren Zweck gelegentlich, höchstens für zwei Monate errichtet werden

Keiner Ausführungsgenehmigung bedürfen

nach Art. 72 (3) 4. Zelte, die fliegende Bauten sind, mit bis zu 75 m2

Der Bayerische Behördenwegweiser schreibt dazu folgendes:

Wenn Sie höchstens für zwei Monate ein Zeltlager "auf der grünen Wiese" errichten möchten, benötigen Sie weder für den Lagerplatz selbst, noch für die Zelte und die erforderlichen Nebenanlagen wie Waschgelegenheiten, Beleuchtung oder Einrichtungen zur Abwasser- und Abfallentsorgung eine Baugenehmigung.

Sofern das Zeltlager jedoch mehr als drei Zelte umfassen soll, ist für die Errichtung des Zeltlagerplatzes die Erlaubnis der Gemeinde nach dem Landesstraf- und Verordnungsgesetz erforderlich.

Berlin

Bauordnung für Berlin

Brandenburg

Brandenburgische Bauordnung

Bremen

Bremische Landesbauordnung

Hamburg

Hamburgische Bauordnung

Hessen

Hessische Bauordnung 2011

Anlage 2 zur HBO

hieraus ergibt sich als verfahrensfrei:

11.4 Zelte, die Fliegende Bauten sind, mit einer Brutto-Grundfläche bis 100 m2,

11.15 Zeltlager, die nach ihrem erkennbaren Zweck gelegentlich, höchstens für zwei Monate, errichtet werden,

Mecklenburg-Vorpommern

Landesbauordnung Mechlenburg-Vorpommern

Niedersachsen

Niedersächsische Bauordnung

Besondere Bauvorschriften für Zelte und vergleichbare Räume für mehr als 200 Besucherinnen und Besucher

Nordrhein-Westfalen

Landesbauordnung NRW

FlBau NRW

Rheinland-Pfalz

Landesbauordnung Rheinland-Pfalz

Saarland

Landesbauordnung Saarland

Sachsen

Sächsische Bauordnung

Sachsen-Anhalt

Landesbauordnung Sachsen-Anhalt

Fliegende Bauten

Schleswig-Holstein

Landesbauordnung Schleswig-Holstein

Thüringen

Thüringer Bauordnung