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Version vom 28. Juni 2018, 08:33 Uhr
Vorkriegszeit
Die neu entstehende Jugendbewegung legt des Grundstein für viele unterschiedliche Gruppen, Bünde usw.
Als modulares Zeltsystem ist nur die Militärzeltbahn bekannt. Daraus können klassische Zelttypen mit unterschiedlich vielen Planen gebaut werden.
Neuordnung (zwischen den Weltkriegen)
Nach dem 1. Weltkrieg blühen die "goldenen Zwanziger". Bis zur Weltwirtschaftskrise 1929.
Dezember, 1927
Auf seiner Fahrt durchs winterliche Lappland reift in tusk die Idee eines fahrtentauglichen Feuerzeltes.
Von tusk selbst findet sich ein erster Hinweis in „Briefe an die Schwäbische Jungenschaft der Deutschen Freischar" Heft 6, 1928:
Auf Lagern fand ich oft unsere nüchternen, kleinen, schmucklosen Militärzelte langweilig und unwohnlich. In Lappland lernte ich die herrlichen, oben offenen Rundzelte der Lappen kennen, in denen Feuer gebrannt werden kann. Sie sind nicht schwer zu bauen, ein fünftägiges Lager lohnt schon einige Stunden Arbeit. Wir wollen versuchen, aus billigem Material farbige große Zelte zu bauen und laden die größeren Gruppen des Kreises zur Mitarbeit ein. Es ist sehr schön, wenn man nachts zu den Sternen sehen kann und bei starkem Regen gemütlich ums Feuer liegt."
Quelle: Eberhard Köbel (Hg.): Briefe an die Schwäbische Jungenschaft der Deutschen Freischar, Folge 6, Sommersonnwend 1928, S. 7
August, 1928
Die Urkohte, als der erste Versuch eine Kohte zu bauen steht in der Öffentlichkeit auf der Kollenburg.
Das Tuch bestand aus einem Stück, das allerdings lange nicht so schwer war, wie wir uns dachten, und hatte die Form eines Napfkuchens, aus dem ein Drittel schon herausgeschnitten ist. Die Zeltstöcke konnten auseinandergenommen werden und waren ein eisenbahnfähiges, aber schweres Bündel. Die Tür war echt lappisch, ein Dreieck, das mit kleinen Leisten versteift war. Sie konnte aufgerollt werden wie eine Baderolle, und trug das Zeichen unseres früheren Bundes, die Freischarlilie. Natürlich hatten wir das Zelttuch in schönen Farben zusammengenäht (allerdings mit weiblicher Hilfe). Der Entwurf entsprang einem Wettbewerb innerhalb der Stuttgarter Gruppen. Aber das Problem war mit der Kohte noch nicht gelöst.
Die angesprochene weibliche Hilfe war vermutlich Lene Ruckwied, die als Hausangestellte bei der Familie Köbel arbeitete
Quelle: tusk: Das Zeltproblem, in: Eberhard Köbel/ Ingo Kaul (Schriftleiter): Das Lagerfeuer - 21. Jahrgang des „Pfadfinder", Heft 1, Atlantis-Verlag Berlin 1931, S. 10
Juli, 1931
Die Firma Tadep bietet die ersten in Serie gefertigen Kohtenstücke an. Sie sind noch an allen Seiten mit Doppelknöpfen und Knopflöchern versehen.
Quelle: Deutsche autonome Jungenschaft, in: Eberhard Köbel/Ingo Kaul (Schriftleiter): Das Lagerfeuer - 21. Jahrgang des „Pfadfinder", Heft 2, Atlantis-Verlag Berlin 1931, S. 43
Januar, 1932
Die erste und dann fortlaufende Werbung für Kohtenstücke der Firma Tadep erscheint im Lagerfeuer.
Quelle: Eberhard Köbel (Hg.): Das Lagerfeuer - 22. Jahrgang des „Pfadfinder", Heft 1, Lasso-Verlag Berlin 1932, S. 39
April, 1933
Das Rüsthaus Stankt Georg führt Kohten in seinem Katalog und druckt darin auch entsprechende Texte ab (siehe Die Kohte im Katalog des Rüsthaus St. Georg 1933).
Faschistische Diktatur und 2. Weltkrieg
Mit dem Verbot der freien Jugendbünde unmittelbar nach der Ernennung Hitlers zum Kanzler des Deutschen Reiches wird der Verbreitung der Kohte auf breiter Front den Boden entzogen. Allerdings gibt es auch hinweise, dass die Kohte bis 1936 benutzt wurde, bevor sie entgültig als "gegenvölkisch" und "kulturbolschewistisch" galt und deren Verwendung untersagt wurde.
Juni, 1933
Der Reichsjugendführer Baldur von Schirach verbietet alle freien Jugendbünde.
Juli, 1933
Das St. Georg Rüsthaus deutscher Jugendbünde annonciert Kohtenstücke aus schwarzem, imprägniertem Moleskin.
dadarish schreibt in seinem Artikel 75 Jahre Kohte:
Als tusk dann ab Oktober 1932 im Verlag Günther Wolff (Plauen im Vogtland) mit dem „Eisbrecher" beginnt - zunächst verdeckt, erst im Heft 4, Januar 1933 unterzeichnet er einen Artikel namentlich und erst ab Heft 8, April 1933 (richtig muss es wohl „Mai" heißen) firmiert er als Schriftleiter - wird auch dort für dj.1.11-Ausrüstung geworben und zwar ausschließlich durch das „Sankt Georg Rüsthaus deutscher Jugendbünde". Erst ab Heft 10, Juli 1933 werden auch zusätzlich „Kohtenstücke, aus schwarzem, imprägniertem Moleskin 15,80" annonciert. - Eine ganze Kohte kostet damals 55,20 Reichsmark. - Außerdem wird auch „Stoff zum Selbstanfertigen der Kohte" angeboten und „Ornamentstreifen" in den Farben „silbergrau, rot, hellblau oder stahlblau". Im Eisbrecher wird bis zum letzten Heft - Nr. 17/18, Februar/ März 1934 - vom Sankt Georg-Rüsthaus für die Kohte geworben, dann übrigens auch schon für schwarze Jurtenbahnen („Zeltbahnen genau nach deutschem Heeresmodell").
April, 1934
Im Preisverzeichnis von 1934 des Sankt Georg Rüsthaus deutscher Jungen werden neben einem zerlegbaren Kohtengestell auch Kohtentüren angeboten (siehe: Preise und Produkte von 1934).
Dezember, 1934
Das Preisverzeichnis des Sankt Georg Rüsthaus deutscher Jungen erscheint mit einem kleineren Angebot für Kohte und Jurte.
Bereits im Dezember 1934 wird die Kohte im Sankt Georg Rüsthaus deutscher Jungen nur noch in der schweren Qualität angeboten.
Statt dem kompletten Gestell wird nur noch das Kohtenkreuz aus Bambus aufgeführt.
Januar, 1936
Stromeyer fertigt die Kohte in Serie.
In einer Händlerpreisliste von Stromeyer steht erstmals die Kohte (damals auch Kothen geschrieben). Unter dem Markennamen Elesco fertigt Stromeyer einzelne Kohtenblätter mit den heute noch bekannten Maßen. Die Kohtenblätter können rundum mittels Knopf und Knopfloch verbunden werden.
Nachkriegszeit
Juni, 1952
Das Kohtenstück S00/52 kommt auf den Markt. Es hat bereits Schlaufen und Ösen zur Verbindung der Kohtenblätter.
Juni, 1953
Das Kohtenstück S20/53 bekommt einen ca. 20 cm breiten Erdstreifen.
Juni, 1954
Bundeskämmerei des BDP wirbt für drei verschiedene Kohtenstücke in je zwei unterschiedlichen Stoffgewichten.
In seiner Anzeige in Jungenleben aus dem Jahr 1954 bietet die Bundeskämmerei gleich drei verschiedene Kohtenblätter an.
Kohte I ohne Bodenstreifen und ohne Überlappstreifen (damit ist dann die Regenabdeckung gemeint.)
Kohte II mit Überlappstreifen aber ohne Bodenstreifen (entspricht der Kohte S00/52)
Kohte II mit Überlappstreifen und Bodenstreifen (entspricht der Kohte S20/53)
weiterhin werden alle drei Modelle im zwei unterschiedlichen Stoffqualitäten angeboten. Ebenfalls im Angebot sind die klassischen Viereckzeltbahnen.
Januar, 1957
Prospekt der Bundeskämmerei BDP aus dem Versandhaus Süd-West mit Hinweis auf Kohte und Jurte samt Zubehör.
Im Versandhaus Süd-West erscheint für die Bundeskämmerei ein mehrseitiges Prospekt mit Pfadfinderartikeln. Darunter ist die Kohte in zwei Ausführungen als Normal- oder Spezialmodell. Normal entspricht der heutigen Ausführung S00/52 ohne Erdstreifen. Spezial entspricht dem heutigen Modell S20/53 und wird mit einem Erdstreifen von 19 cm angegeben.
Ebenfalls in dem Propekt sind die Kohtenabdeckplane und die dreiteiligen Kohtenstangen mit 390 cm genannt. Es findet sich auch eine Beschreibung des Kohtenkreuz.
Besonders zu beachten ist der Hinweis auf die Jurte in zwei Größen. Als Jurte A ist die Zeltform mit 6 Kohtenblättern und 12 Viereckzeltbahnen benannt. Als Jurte B ist die Variante mit 5 Kohtenblättern und 10 Viereckzeltbahnen aufgeführt.
Juni, 1959
Das Kohtenblatt S45/59 kommt mit einem Seitenstreifen von 45 cm auf den Markt. Die ersten Hochkohten bieten nun deutlich mehr Platz im Inneren.
Juni, 1966
Harald Geist meldet ein Patent für eine Kohtenabdeckung an.
Unter dem Patent DE 1944918U stellt Harald Geist seine neue Variante für eine Kohtenabdeckung dar. Die Idee ist dahinter ist die geschlitzte Abdeckplane mittels Schlaufenverschluß besser als bekannt abzudichten.
Das Patent kann hier eingesehen werden.
Die Dritte Industrielle Revolution
1985
Zwischendachteile werden mit neuer Traufkante beworben.
Oktober, 1988
Die Troll-Kohte wird erfunden. Ein neues Konzept mit Schlaufen statt Knöpfe kommt auf den Markt.
Helmut Wunder (mit Fahrtenname Troll) meldet am 14.10.1988 ein Patent für verbesserte Kohten und Jurten an. Sein System hat neben diversen Verbesserungen vor allen ein einheitliches Verbindungssystem zum Ziel. Seine Kohtenbahnen und Zeltplanen werden nur noch geschlauft, es sind keine Metallteile und keine Löcher mehr in den Planen.
Quelle: Patent DE 8813107U1, Zeltbahnen unterschiedlicher Form und Größe zum Aufbau von Kohten und Jurten sowie anderen Zeltformen, Helmut Wunder, 1988
Juni, 1990
Die Mehler AG übernimmt die Stromeyer Innovation GmbH aus Radolfzell.
Die Firma Stromeyer ist ein traditionsreiches Unternehmen. Bereits über hundert Jahre werden am Bodensee Zelte und Planen gefertigt, als die Mehler AG Stromeyer übernimmt.
Juni, 1993
K. Lindfeld führt mit der Rainbow-Kohte ein neues Konzept in den modularen Zeltbau ein.
Oktober, 1995
Reinhard Rau meldet ein Patent für ein Element einer Zeltplane zum Aufbau von kohten- und jurtenähnlichen Zeltaufbauten an.
Unter dem Patent EP000804666B1 meldet Reinhard Rau am 5.10.1995 eine Abwandlung der Kohtenbahn an. Die Idee dieser Erfindung, welche unseres Wissens nie in die Realität umgesetzt wurde, besteht aus zwei "halben Kohtenstücken".
Diese können entweder trapezförmig als Kohtenstück zusammengesetzt werden, oder als Rechteck. Dardurch kann Kohte und Jurte jeweils aus einer einzigen Planenform aufgebaut werden.
Juni, 1999
Das Kohtenstück S70/99 hat einen 70 cm hohen Seitenstreifen und ermöglicht so aufrechtes Sitzen am Rand der Kohte.
Im neuen Jahrtausend
September, 2001
Die Tortuga GmbH wird gegründet und führt die Schwarzzelt-Linie der Marke Stromeyer unter neuem Namen fort.
Januar, 2007
Die Marke Stromeyer wird wieder beworben und vertreibt über die Protect GmbH aus Essen und diverse Händler wieder Kohten und Jurten.
Mai, 2007
Tortuga bringt das Jurtendach Barbarossa sowie trapezförmige Seitenplanen auf den Markt, es wird als Gebrauchsmuster 20 2007 007 367.4 eingetragen und soll vor allem eine Nutzung als Ritterzelt finden.
Oktober, 2009
Jurtenland eröffnet ein Fachgeschäft für Kohte und Jurte in Offenburg.
November, 2009
Die Dreiecksplane kommt in Serie und kann über den Versandhandel bezogen werden.
Januar, 2010
Die 2006 / 2007 eingeführte Edition mit etwas günstigeren Preisen und einem leichteren Stoff von nur ca. 270 g/m² wird wieder vom Markt genommen.
Januar, 2010
Tortuga führt zur Verbesserung der kompletten Jurtendächer kleine Lederapplikationen ein, welche an den Ösen für eine noch bessere Stabilität sorgen sollen.
Dezember 2014
Harald Geist patentiert ein hubdachgetragenes, aus vier pyramidenstumpfförmigen Abdeckbahnen bestehendes Fahrzeug-Überzelt. Dieses Buszelt sieht aus wie eine Kohte, welche über ein Fahrzeug gestellt wird.
Juni 2018
Stefan Reuß übernimmt die Tortuga GmbH von Waldemar Weidele und Peter Huber. Er wird neuer Geschäftsführer.