Kann ich meine Jurte ganzjährig stehen lassen?: Unterschied zwischen den Versionen
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Die flachen Jurtendächern halten nur wenig Schneelast aus. Das Gewicht drückt das Dach nach unten und in den Senken sammelt sich mehr Schnee, Tauwasser (z. B. wenn drinnen ein Feuer brennt). Die Folge davon ist, dass das Dach noch tiefer durchhängt, immer schwerer wird und irgendwann das Material nachgibt; Seile oder Stoff reißen, Stangen oder Umlenkrollen brechen. | Die flachen Jurtendächern halten nur wenig Schneelast aus. Das Gewicht drückt das Dach nach unten und in den Senken sammelt sich mehr Schnee, Tauwasser (z. B. wenn drinnen ein Feuer brennt). Die Folge davon ist, dass das Dach noch tiefer durchhängt, immer schwerer wird und irgendwann das Material nachgibt; Seile oder Stoff reißen, Stangen oder Umlenkrollen brechen. |
Aktuelle Version vom 12. Dezember 2021, 21:35 Uhr
Hinter unserem Haus steht eine Jurte dauerhaft bereits seit mehreren Jahren und wird fleißig von uns als Ausstellungsstück, als Video-Studio und zum Feiern verwendet. Allerdings zehren Wind und Wetter und die Jahre selbst an dem Stoff und so stellt sich die Frage, was muss ich beachten, wenn ich eine Jurte ganzjährig im Freien aufgebaut lassen möchte.
Was schadet der Jurte?
Neben mechanischen Belastungen, z. B. durch Stürme, schaden Moose, Flechten und Algen dem Stoff. Durch Pollen, Staub und Feuchtigkeit bildet sich auf dem Stoff ein grünlicher Belag, eine gute Lebensgrundlage für diese Organismen. Sie entwickeln sich zuerst oberflächlich und dringen dann tiefer in der Stoff ein, zehren von den Fasern und brechen diese auf.
Je kürzer die Baumwollfasern werden, desto brüchiger wird der Stoff, und irgendwann tauchen die ersten hellen Stellen auf, die sich schnell zu echten Löchern ausweiten.
Zusätzlich belasten deine Jurte Verunreinigungen, wie Vogelkot, Abgase und Niederschläge (saurer Regen, Saharasand, usw.)
Standortwahl
Den meisten Einfluss auf die Lebensdauer deiner Jurte hat die Wahl des Standortes. Dessen Wirkung auf die Baumwolle der Planen ist entscheidend, wie lange der Stoff seine Funktion erhält. Die Jurte mag es trocken und luftig, so dass sie immer wieder abtrocknen kann, aber dennoch sollte sie windgeschützt stehen, um besser gegen Stürme gewappnet zu sein.
Schwierig sind Standorte, an denen der Baumwollstoff lange feucht bleibt. Dazu gehören unter anderem Waldränder und Wiesen. Hier ist das Kleinklima immer etwas feuchter und bietet so eine gute Lebensgrundlage für alles, was der Jurte schadet.
Gute Standorte
- sonnig (so dass das ganze Jahr über der Stoff immer wieder gut abtrocknen kann)
- windgeschützt (Stürme können der Jurte weniger anhaben)
- trocken (es hält sich weniger Feuchtigkeit in der Umgebung der Jurte)
Schlechte Standorte
- unter Bäumen (hier hält sich lange Feuchtigkeit im Stoff und viel Pollen und Laub schaden dem Stoff)
- zu nahe an Hecken (wie oben)
- schattig (der Stoff kann nicht regelmässig abtrocknen)
- feucht (z.B. feuchte Wiesen halten lange ein feuchtes Kleinklima)
- exponierte Lagen (Stürme können der Jurte schaden)
Stoffqualität
Mehr Stoff bietet mehr Reserven. Deswegen scheint die schwerere Qualität KD24 mit ca. 340 g/m² für den dauerhaften Aufbau geeigneter, als KD38 mit ca. 280 g/m².
In der Praxis stellen wir hier jedoch kaum Unterschiede fest. Ob die schwere Stoffqualität wirklich eine längere Lebensdauer hat konnten wir noch nicht feststellen. Der Dauerversuch unter gleichen Bedingungen steht noch aus.
Weitere Versuche laufen gerade mit Jurtendächern aus Polyester/PVA. Damit haben wir inzwischen gute Erfahrungen hinsichtlich der Haltbarkeit.
Wettereinflüsse
Sturm, Schnee und Regen setzen deiner Jurte immer wieder zu. Diese mechanischen Belastungen lassen sich jedoch gut bewältigen.
Schneelast
Die flachen Jurtendächern halten nur wenig Schneelast aus. Das Gewicht drückt das Dach nach unten und in den Senken sammelt sich mehr Schnee, Tauwasser (z. B. wenn drinnen ein Feuer brennt). Die Folge davon ist, dass das Dach noch tiefer durchhängt, immer schwerer wird und irgendwann das Material nachgibt; Seile oder Stoff reißen, Stangen oder Umlenkrollen brechen.
Bei Schneefall ist es wichtig, die Jurte rechtzeitig zu räumen. Am besten geht das mit einem langen Besen. Vorbeugend kann die Jurte auch beheizt werden, so dass möglichst gar kein Schnee liegen bleibt.
Regen
Schon beim Wechsel von Tag und Nacht ändert sich der Feuchtigkeitsgehalt im Stoff. Und mit ihm die Spannung im Gewebe. Feuchter Stoff zieht sich zusammen, trockener Stoff dehnt sich. Die Kräfte, die dabei entstehen wirken insbesondere auf die Abspannungen der Jurte. Seile können sich verlängern, Stangen werden in den Boden gedrückt und Heringe können sich lockern.
Als Folge daraus ist die Jurte nicht mehr akkurat aufgespannt und besonders bei Starkregen können sich so Wassersäcke bilden, die eine Jurte zum Einstürzen bringen können.
Die Abspannung der Jurte muss regelmäßig überprüft werden. Bei stärkerem Regen bedarf es vermehrt einer gewissenhaften Kontrolle.
Sturm
Wenn deine Jurte jeden Tag des Jahres draußen steht, dann wird sie auch den einen oder anderen Sturm wegstecken müssen. Gut ist ein windgeschützter Standort (der aber wieder nachteilig sein kann, wenn sich dadurch Feuchtigkeit halten kann. Wichtig ist eine gute und ausreichende Abspannung. Je nach Boden sollten sowohl Heringe, als auch die Seitenwände mit mindestens 50 cm langen Heringen befestigt werden. Bewährt hat sich eine Kombination aus Jurtengerüst und der normalen Abspannung.
Pflege
Die Pflege einer aufgebauten Jurte ist nicht so einfach. Vorwiegend auf dem Dach sammeln sich Pollen, Staub und Vogelkot. Um das Dach zu reinigen empfiehlt es sich, dieses ein oder zweimal im Jahr abzubauen und mit fließendem Wasser (ohne Druck) und mit einer weichen Bürste zu säubern. Das nasse Dach kann dann sofort wieder zum Trocknen aufgebaut werden.
Falls die Imprägnierung nachlässt, kann der Stoff neu imprägniert werden. Dies funktioniert gut mit essigsaurer Tonerde oder mit allen handelsüblichen Imprägnierungen.
Lebensdauer
Nach eigenen Erfahrungen mit einem eher ungünstigen Standort gehe ich von einer Lebensdauer von 3 bis 5 Jahren beim ganzjährigen Aufbau aus. An günstigen Standorten kann dies auch länger sein. An Plätzen mit einem feuchten Microklima können Dach und Seitenwände aus Baumwolle bereits nach 1,5 Jahren einen Totalschaden aufweisen (was im Übrigen nicht von Garantie und Gewährleistung abgedeckt wird).
Zu berücksichtigen ist auch, dass die mit azo-freien Farben gefärbten Stoffen unter den stärker werdenden Umwelteinflüssen schnell ihr Farbe verlieren. Im Detail beschreibt dies unser Artikel zur Farbwetterechtheit.